Horst Werner Bracker
...und wir schauen schweigend zu.
Nehmet saß ganz still, rührte sich nicht.
Die tote Schwester fest im Arm.
Aus seinen braunen Kinderaugen,
Rann ein nicht enden wollender Tränenstrom.
Krieg und Zerstörungen überall.
Um ihn herum, - war nur der Tod.
Alles Leben schien erloschen.
Tote Leiber überall, - Mutter, Vater, Bruder.
Aus ihren aufgerissenen Bäuchen,
Quollen die Gedärme hervor,
Grünlich, bläuliches Gedärm,
Monströs, verschlungen wie Schlangen,
Der Hölle erst entsprungen.
Über allem, lag Todeshauch,
Und Kampfesrauch, - ließ alle Pflanzen welken.
Als sei das Grauen nicht genug,
Hub wieder an das Kriegsgetümmel.
Entsetzt starrt Nehmet auf seine Hand,
Die er abwehrend hob.
Eine Kugel riss sie fort.
In roten Sprüngen, - tanzt ein Blutstrahl auf und ab.
Ein stummer Schrei, -
Ließ die Himmelsfeste erbeben.
Gott, mein Gott - wo bist du?
Der Schock nahm ihm allen Schmerz.
Müdigkeit, Dunkelheit, - stille stand sein Herz.
Kleiner Freund, - ich kenne dich nicht.
Ich hab Dein Schicksal im Fernsehen gesehen.
Ich hab dich „Nehmet“ genannt.
Nie vergesse ich dein Gesicht, dein Leid, deine Not.
Zu grausam, zu schmerzhaft war das Geschehen!
So manche Nacht, - lag ich wach,
Und hab über Kirche und Gott nachgedacht.
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*Fernsehen Dokumentation Afghanistan 2007.
Nehmet ca. 3 Jahre alt, seine „tote“ Schwester 1 Jahr alt.
Beide, nur mit einem Hemdchen bekleidet,
Sitzen in rauchenden Trümmern.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.03.2014.
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