Ernst Dr. Woll
Schönes aus der Vergangenheit, das in Erinnerung bleibt
dann merkst du recht bald:
Die größte Gegensätzlichkeit
ist das Alter und die Jugendzeit;
doch werden Alte auch geschwind
oft wieder wie ein kleines Kind.
Außerdem beginnen sich die Gedanken
um die Vergangenheit zu ranken,
aus den vielen verflossenen Jahren
will man Erlebtes gern bewahren;
gut, dass das Gehirn so eingerichtet ist,
dass man Unangenehmes schnell vergisst.
Meist wird nur Freudiges ausgewählt
und darüber dann Geschichten erzählt,
um damit der Nachwelt zu offenbaren
wie schön einst die alten Zeiten waren,
als man das äußerst mühsam Ersparte
noch geheim im Sparstrumpf aufbewahrte;
mit dem Zug oder dem klapprigen Fahrrad
die erste Ausfahrt nach Auswärts antrat.
Als man erfuhr, dass es 2 Geschlechter gibt
war man dann bald auch schon verliebt.
Trotz Krieg waren Kinder meist unbeschwert,
doch sie begriffen später, sie hatten viel entbehrt.
Jung und Alt waren einstmals angetan
von bequemen Fahrten mit der Eisenbahn.
Teure Fahrpreise konnten sich die meisten
in der 1. bis 3. Klasse keinesfalls leisten,
sie fuhren, wie die große Masse,
oft nur in der billigeren 4. Klasse.
Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen
konnten es sich aber keineswegs getrauen
ohne erworbene gültige Fahrausweise
aufzubrechen zu einer Bahnreise;
schon an der Sperre am Bahnsteigeingang
war der „Fahrkartenkontrollanfang“.
Alle Kinder unter 4 Jahren
durften in der Bahn frei noch fahren.
4 und 5 waren Mädchen und Knabe,
ihnen erklärten die Eltern mit viel Gehabe:
„Fragt der Kontrolleur im Zuge hier,
seid ihr alle beide gerade mal Vier.“
Der Schaffner zur Kontrolle erscheint
und der fürwitzige Junge altklug meint:
„Ich bin jetzt schon sehr lange 4 Jahre alt,
meine ältere Zwillingsschwester wir das bald.“
Es kann also immer Ärger bereiten,
will man Kinder zum Lügen verleiten.
Früher jedermann auch wusste,
dass er eine Bahnsteigkarte lösen musste
sie war aber keinesfalls dafür gedacht
dass man damit auch Zugfahrten macht.
Wir Kinder wagten damit manchmal schon
eine Fahrt bis zur nächsten Bahnstation.
Es machte uns immer Spaß ohnegleichen
geschickt den Kontrolleuren auszuweichen;
bewusst fuhren wir immer hin und zurück
und beim Verstecken hatten wir meist Glück,
wir wurden zu dreist und deshalb erwischt,
im anderen Bahnhof galt unsere Karte nicht.
Mit 14 haben wir uns erwachsen gesehen
und wollten schon mit einem Mädchen „gehen“;
denn so bezeichneten wir unser Verlangen
zu einer festeren Beziehung zu gelangen.
Die Annäherung begann meist mit Necken,
andere versetzten die Auserkorene in Schrecken
und man konnte anschließend tapfer bekunden:
„Bei mir hättest du immer Schutz gefunden.“
Später man sich dann den Mut auch nahm,
es zu ersten Küssen mit dem Munde kam,
da sah man sich die Mädchen lange Zeit zieren
sie glaubten, ihre Unschuld zu verlieren.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.04.2014.
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