Wilhelm Froschmann
Das Gedicht des Lebens I
ohne Vater
großgeworden.
Mehr schlecht als recht.
Man entdeckte an mir Züge:
ich wär' zu dünn,
sagten die Ärtze
wurd' verschickt,
nicht gefragt, ob ich möcht'.
Mit Mutter bei Verwandten untergekommen,
die Grenzen war'n verschwommen.
Was soll aus dem Jungen wer'n?
Er soll was Anständiges lern'n!
Der erste väterliche Mann,
bracht' mir bei, was ich heut kann.
Streng war er, mit harter Hand.
Noch heut gilt ihm mein größter Dank.
Tochter meines Meisters war
Käthe, sie war wunderbar.
Mit nicht viel konnt ich sie locken.
Doch, wer hätte es gehofft:
Große Liebe, Hochzeitsglocken!
Uns're Liebe trug bald Früchte
doch das Traurige an der Geschichte:
Alleine war ich
mit dem Bub,
Ganz alleine stand ich da
mit dem Jungen, Jahr für Jahr.
Auf dem Rummel bei der Bude
traf ich dann, zum Glück, Gertrude!
Ihre Freundin war sehr nett,
das war die gute Elsebeth.
Aus Zwickau, welch ein Schreck,
kam die gute Elsbeth weg!
So schrieben wir uns viele Briefe,
die Freundschaft reifte dann zur Liebe.
So ließ sie alles steh'n und liegen,
kein Mensch kann sich so lang verbiegen.
Sie floh von Ost nach West.
Wir feierten ein großes Fest:
sie ganz in weiß, ich überglücklich!
Doch das Schicksal meint' es schrecklich.
Doch bevor das Unglück geschah,
lief so vieles wunderbar.
Glücklich war'n wir, uns so nah.
Die Mauer fiel, die Eltern Greise,
so machten wir uns auf die Reise.
Auf nach Zwickau! Wir werden gebraucht!
Auch wenn Pflege ganz schön schlaucht.
Arbeit fand ich mit Verwandten,
die den Bruder vom Nachbarn kannten.
So lebten wir uns ein
und wollten für immer beisammen sein.
Schöne Jahre hatten wir,
doch zahlten einen hohen Preis dafür.
Der Krebs entriss sie meinen Armen,
der Tod, der kannte kein Erbarmen.
Schon wieder war ich ganz allein,
die Arbeit sollt' mein Leben sein.
Jahrelang macht' ich mich krumm,
das nahm mir mein Rücken dumm.
Legte Flies' um Flies' ins Bade,
ich war mir für nichts zu schade.
Doch der Fleiß zahlt' sich nicht aus:
Wirbel kracht' nach hinten raus.
In Frührente, zum Nichtstun verdammt,
ich dann in die Kneipe fand.
7.
So konnt' es nicht weitergeh'n,
ich müsste in die Zukunft seh'n!
Viel gearbeitet, kaum gelebt,
mein Geist nach Erneuerung strebt'.
Eine gewonn'e Reise nach Thailand führt,
da hat mich die Lieb' erneut berührt.
Mit Mandelaugen, treuem Blick,
so fand ich erneut das Glück.
Damit Behörden uns nicht trennen
beim Standesamt wir uns bekennen.
Was ich damals noch nicht wusst': Die Frau war schlecht!
Wollte nur das deutsche Recht.
Sie wollte hier sein - ohne mich!
Das ging zu schnell, beschlich es mich ...
Jetzt steh ich hier,
ich armer Tor,
und bin allein
als wie zuvor.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.09.2014.
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