Klaus Lutz
Diese Welt
Diese Welt
Ich sitze am Schreibtisch. Und ich denke so nach, was
da so meine Welt ist. Sehe die Tempos. Also gebrauchte
Tempos. Und ungebrauchte Tempos. Benutzte Tassen.
Und unbenutzte Tassen. Dreckige Teller. Verschmutzte
Gabeln und Messer. Notizen und Bücher. Geöffnete
Briefe. Und ungeöffnete Briefe. Schachteln von Tabletten.
Reklame von Restaurants. Kleine Dosen mit Krims
Krams. Ein Telefon. Daneben die geöffnete Tür. Ein
Stuhl. Zwei Sofas. Mit Bergen von Wäsche. Und weiß
es dann so: „Das ist meine Welt, wenn ich so am
Schreibtisch sitze!“
Dann nehme ich die Versicherungskarte meiner Krankenkasse.
Und sehe mein Geburtsdatum. Mein Versicherungsnummer.
Meine Adresse. Meine Unterschrift. Und denke so nach.
Über das was diese Krankenkasse von mir weiß. Das ich
Querschnittgelähmt bin. Ein kaputtes Herz habe. Und Krebs.
Und wie oft ich zum Arzt gehe. Wieviel Medikamente ich
nehme. Und was ich so an Therapien bekomme. Und dabei
Sozialhilfe beziehe. Und von Zuzahlungen befreit bin. Und
das ich nur Kosten verursache. Und weiß es dann so: “Das
ist meine Welt bei der Krankenkasse.!“
Dann nehme ich meinen Personalausweis. Lese “Bundesrepublik
Deutschland” Daneben in Englisch “Federal Republik of
Germany” Darunter in Französich. “Republiqe federal D`alemagne.
Und darunter "Personalausweis" Und darunter ganz klein:
"Identity Card/Carte d´identite. Und unter dem, die Nummer
des Personalausweises. Dann mein Bild. Mein Name. Mein
Geburtstag. Mein Geburtsort. Und die Nationalität. Und dazu
gibt es wahrscheinlich Eintragungen. Irgendwo! Über wie und
was auch immer. Und so weiß ich es fast alles: “Über meine
Welt in diesem Land!”
Dann nehme ich meine Ec Karte. Sehe den Namen von meiner
Bank. Die Iban Nummer. Die Kartennummer. Das Datum der
Gültigkeit. Den Magnetstreifen. Den Bic Code. Und denke dazu,
all das was die Bank von mir weiß. Von meinen Schulden. Und
Krediten. Und meiner Sozilalhilfe. Und Pflegegeld. Und was ich
so mit der Ec Karte abhebe. Und an welchem Automaten ich
Geld abhebe. Und wann ich mit der Karte bezahle. Eben, alles
was ich so mache, mit dieser Karte. Das ganze drum herum.
Und so weiß ich es fast alles: "Über meine Welt bei dieser Bank!"
Dann sehe ich mir wieder den Schreibtisch an. Und die Karten.
Und den Personalausweis. Und denke mir so: "Ich lebe in vielen
Welten! Aber ich bin dabei meine Welt zu finden!“ Allein, wenn
ich Morgens, in Ruhe, einen Tee trinke. Mich dann Dusche.
Langsam anziehe. Mich in den Rollstuhl setze. Und so losfahre.
Irgendwie auf gut Glück. Und dabei manchmal ein nettes Cafe
entdecke. Oder einen wunderbaren Platz. Oder durch einen
stillen Park fahre. Und es mir so klar wird. Mehr und mehr.
Keine Karte. Und auch kein Personalausweis, kann mir diese
Welt nehmen.
Ps. Um 4:10 Uhr zuerst hier auf:
"e-stories" veröffentlicht!!!!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.01.2015.
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