Peter Polz
Der Riesenkuchen
Frau Ilse Müller rennt mit Hast,
stützt mit dem Busen eine Last
und die besteht aus einem Kuchen,
weil sie die Freundin will besuchen.
Die Gute hat Geburtstag heut,
ein Kuchen sicher sie erfreut.
Der Weg ist weit, sie kommt ins Schwitzen,
drum will die einen Schleichweg nützen.
Den nehmen auch die Möbelpacker.
Er führt über den Gottesacker.
Am Friedhof wird, obwohl es regnet,
zur Zeit ein Toter ausgesegnet.
Das Schauspiel hält sie stark gefangen,
sie stolpert über einen langen
und dicken Ast, der da grad liegt,
worauf nicht nur Frau Ilse fliegt.
Auch ihr Meisterstück, der Kuchen
segelt zwischen hohen Buchen
punktgenau in einen Schacht,
wo er zerschellt mit voller Macht.
Nun ruht er in dem frischen Grab.
Frau Ilse blickt zu ihm hinab,
dann tut sie einen lauten Schrei:
"Oh Gott, da liegt er, mei omei !"
Jetzt ist der Pfarrer sehr empört,
weil jemand seine Andacht stört
und aus der Trauergäste Mitte
da tönt´s vernehmlich: "Ruhe bitte !"
Frau Ilse aber kann´s nicht fassen,
soll sie den Kuchen unten lassen ?
Erneut schreit sie aus voller Brust:
"Da liegt er nun, welch ein Verlust."
Der Pfarrer naht und spricht ganz leise:
"So ist sie nun, die letzte Reise.
Es liegen viele, viele hier,
ich hoffe nur, sie glauben mir."
"So einer nicht, er war so gut",
Frau Ilse kreischt, ist voller Wut.
"Auch Gute wren oft darunter",
das sagt der Pfarrer, hakt sich unter.
Sie reißt sich los, die Stimme bleiern:
"Wie viele wohl mit sieben Eiern ?"
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.06.2015.
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