Inge Hoppe-Grabinger
Der steinerne Engel
All die Schätze der Basilika
unter grauen Kuppeln
in ehrwürdigen Mauern.
Begafft und bestaunt
die heilige Zunge,
gefasst in gnädig
verhüllendes Silber.
Geküsst und verehrt
die heiligen Gebeine,
gebettet in Marmor.
Dazwischen aber,
an einem alten Grabmal,
AUF HALBEM WEGE,
NICHT WAHRGENOMMEN,
steht der steinerne Engel.
Mit der linken Faust
umfasst er derb
ein steinernes Büschel
Haare,
an dem hängt
ein steinerner Kopf.
In der rechten Hand
das Schwert.
WARUM
sehe ich ihn
erst jetzt?
Warum ging ich an ihm
so oft vorbei,
ACHTLOS?
Jeder Pilger könnte,
wenn er ihn sähe,
mit Händen greifen,
den abgeschlagenen Kopf.
So nahe ist er.
Doch man hat andres zu tun.
Ich sehe, was ich sehe.
Und ich glaube es nicht,
sprachlos.
Padua, September 2o15.
Basilika San Antonio.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.09.2015.
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