Irene Beddies
Herbstanfang auf dem Friedhof
Herbstanfang auf dem Friedhof
Blätter rascheln unter meinen Füßen,
kleine Pilze schauen aus dem Gras,
Bank und Wege sind noch etwas nass,
zwischen Wolken will die Sonne grüßen,
sie verspricht mir eine schöne Stunde.
Blumen leuchten noch in später Pracht,
wo die Gräber nicht im Schatten liegen,
letzte dicke Hummeln taumelnd fliegen,
suchen süßen Nektar mit Bedacht
in den blassen Rosen der Rotunde.
Moos und Algen wuchern auf den Stelen
üppig grün. Sie decken Schriften zu,
die verkünden sollten, wer hier ruh‘ –
doch wen kümmert’s, wenn sie fehlen?
Nächstes Jahr sind sie dann wieder blank.
Auf dem Rasen graben unverdrossen
Maulwürfe sich ellenlange Gänge,
werfen Erde aufwärts wie durch Zwänge,
Nahrung suchend sehr entschlossen.
Ich sitz derweil ruhig auf der Bank.
Niemand naht. Und ich bin ganz alleine
mit dem Herbst und seinem Leuchten,
mit dem Wind und seinem etwas feuchten
Hauch, der Blätter rennen lässt zum Scheine.
Stille, Ruhe, Einkehr – ich sag Dank.
© I. Beddies
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2015.
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