Patrick Rabe

Hymnus auf den Kiez

Der Tag hat uns verlassen wie die Sonne,
doch stets sind wir noch hungrig nach dem Licht,
wir suchen jetzo eine andre Wonne,
wir suchen jetzo eine andre Sicht.
 
Mich zieht's an solchen Abenden zum Hafen,
und an die Reeperbahn mit ihrem Neonschein,
ich möchte tanzen, möchte noch nicht schlafen,
dort kann ich leben und ich selber sein.
 
Den Krampf und die Verstellung heller Tage
die lass ich fahren, heut bin ich das Tier,
heut bin ich frei und jung an Jahren,
ihr alten Zecher, ich bin wieder hier!
 
Der Rauch, die Lichter und Reklamen,
sie schlucken mich und meinen Alltag ganz,
bald treffe ich die hochdotierten Damen
und sonne mich im roten Lichterglanz.
 
Klaus Kinski gibt Frau Lilith Feuer,
Graf Dracula saugt Blut aus einem Hals,
die blonde Cora wartet auf den nächsten Freier,
Villon ist wieder auf der Walz.
 
Der Iggy-Pop-Verschnitt hofft tanzend auf Erleuchtung,
der LSD-Freak ist mal kurz verreist,
Hans, der Autist, löst auf dem Klo 'ne Gleichung,
im Kaiserkeller steppt der heil'ge Geist.
 
Und ich, ich suche heute Liebe,
und etwas, das man zwanglos teilen kann,
ich folge meinem wilden, geilen Triebe,
und spiel' mit einem Blondchen Frau und Mann.
 
Hielt dieses Glück auch nur so ein, zwei heiße Stunden
und nicht ein Leben lang bis hin zum Tod,
hab dennoch ich Erfüllung hier gefunden,
Erlösung von dem Kerker meiner Not.
 
Es lebt die Heiligkeit auch im Gewand der Sünde,
Gott ist nicht ferne in der Hitze dieser Nacht.
Flucht vor dem Trieb ist was für Blinde,
ich aber bin schon längst erwacht.
 
Die Liebe einet Dom und Freudenhäuser,
nur Menschensinn dies auseinanderreißt,
jedoch erkennt ein wahrhaft Weiser,
das alles um die Sonne kreist.
 
 
© by Patrick Rabe
 
Di, 29. September 2015, Hamburg
 

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