Renate Tank
KUSCHELZEIT
Bunte Astern-Henkeltasse
will sich in Erinnrung bringen,
wenn die Wolken ungestüm
mit des Windes Kräften ringen.
Grau zersplittert fegt der Himmel
über eine große Fläche,
bürstet Wiesen, entlaubt Bäume,
sträubt die Wellchen vieler Bäche.
Und auf Straßen, freien Flächen
beginnt ein Kreiselwind zu rächen:
hebt empor in vollem Sog
alles was er kann zerbrechen
und erfassen, um es dann
mit viel Geschrei
lustvoll wieder los zu lassen.
Diese Tänze sind behände
und auch sehr ereignisreich,
wenn der Wind
zum Sturm sich aufspielt,
werden die Gesichter bleich.
Glaube mir, es ist am besten,
wenn du sicher bist im Haus
und dem wilden, tosend Spiel
hinter Scheiben schenkst Applaus.
Es erinnert mich an Kindheit,
an das Heulen tief im Wind.
Schaurig drangen diese Töne
ein in Fantasie geschwind.
Aller Lüftegeister Seelen
zogen feindlich um das Haus,
ließen im Kamin sich nieder,
stachen ihm die Augen aus.
Zähneknirschen, wehes Flehen,
aller Höllentöne Klang,
und anschwellend und bedrohlich
war des Sturmes Schauersang.
Heut greife ich zu wollner Decke;
Wasser kocht schon vor sich hin,
und zu diesem guten Zwecke,
den ich mir dann schuldig bin,
gieß ich einen Tee mir auf,
genieße ihn in warmer Decke.
Sturm, wann gibst du endlich auf,
damit ich mich nicht mehr erschrecke?
Doch er, der alte unwirtlich Kecke,
umpfeift noch einmal urgeschwind
mit letztem wildem Atemzug
Haus, Hof und auch die Hecke.
© Renate Tank
04.09.2010
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.10.2015.
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