Ich bin doch noch nicht tot....

Bin grad mal nicht zu Hause.
Mache gezwungen vom Alltag Pause.
Die Kinder sind zu Hause allein
und eh man sich versieht,
so einiges geschieht.

Alles in die Taschen rein,
was einst gehörte doch dem Mütterlein.
Alles schnell zu Geld gemacht
und durch die Lungen gepafft.
Nicht selten sogar durch die Nase gezogen,
ist das doch das Einzigste,
was einen schauckeln läßt
auf Wellen und Wogen.

Dem sterbenden Vater Versprechen gegeben - anständig zu leben.
Doch aus den Augen aus dem Sinn
und alle guten Vorsätze sind hin.
Es wurde weiter gestohlen und gelogen.
Es gab mal eine Zeit,
da habe ich gleich wieder “hingebogen“.
Doch nun bin ich gefangen,
denn fast wär´ich ja still von Euch gegangen.

Wäre ich wirklich gegangen,
dann wäre gestillt Euer Verlangen.
nun aber bin ich hier in der Klinik drin
und mir kommt´s in den Sinn.

Ihr seid froh,das ich nicht nach Hause darf,
denn dürfte ich´s ,
wäre nicht gestillt Euer Bedarf.
Nur Haben,Haben und nichts Geben.
Was kümmert mich der Mutter´s Leben.
Die ist doch eingespeert.
Die uns heute nicht´s verwehrt.
Es kann genommen werden.
Brauchen doch das Schlaraffenland auf Erden.

Abwartend mußte ich zusehn
dass alles Aufgebaute,
den Bach wird ganz schnell runtergehn.
Und es ist geschehn.

Wie kann ich das Hinnehmen,
dass Ihr mir nehmt mein Leben.
Das Leben,was Papa und ich uns aufgebaut haben.
Alles wird nun vertan hochtraben.
Es wird verpraßt im Heiligen Schein
und niemand von Euch fragt.
Was wird mal mit der Mutter sein.

Es wurde genommen und verkauft.
Jetzt bin ich wieder Zuhause
und Ihr Euch Rauft.
Ich halte mich daraus
und habe Euch verwiesen aus dem Elternhaus.

Nur Einer hat es eingesehn
denn den habt Ihr Zwei übersehn.

Irgendwann sind wir verpflichtet,
Rechenschaft zu geben
von jedem Wort,
das unnütz ist entfallen.
Von jeder Tat,die wir begangen.
Von jedem Blick,
den wir getauscht,
denn nichts im Leben an uns ungesühnt vorrüber rauscht.Barbara Priolo, Anmerkung zum Gedicht