So lang ist's her

So lang ist's her, dass ich Dich sah,
jetzt seh ich Dich im Lichte.
Was einst so seltsam sonnenklar
wurd grausam schnell zunichte.
Ich ahnt es wohl, als es begann,
dass Du mich würdst verstoßen;
und als ich so im Mondlicht sann,
wollt ich mich just entblößen,
doch Du verneintest, wolltest nicht,
was soll ich da nur denken?
Du wolltest nur mein Angesicht,
Du wolltest uns nicht lenken.

"Du brauchst auch nicht", sagt ich galant,
doch das war Dir gefährlich,
Du hast den Grundsatz ganz verkannt,
das ist mir doch zu spärlich.
Da zog ich meine Robe an
und brachte unsre Wende,
so sprach ich dann im Plauderklang,
dass ich noch heute ende:

"Ich red nicht viel, sieh es mir nach,
ich bleibe lieber leise.
Mein Land ist stumm und liegt ganz brach,
ich mag es auf die Weise.
Ich mag den Schnee, der Kälte bringt,
und auch den Sturm und Regen,
ich mag's, wenn mir ein Vogel singt,
auf meinen Wanderwegen.
Ich mag die Menschen nicht so gern,
sie sind mir fremd und eigen.
Und zähl ich nachts so Stern um Stern,
der Himmel will sich neigen,
dann ist mir alles fröhlich nah,
die Zeit reißt ab, ich weine."

Ich fragte Dich, als ich Dich sah:
"Weißt Du, was ich nun meine?"
Da gingst Du fort, ich sah Dir nach,
ich werd es wohl verwinden.
Mein Land liegt stumm und ist ganz brach,
was solltest Du dort finden?

Madelaine Kaufmann

Heute Nacht kam das zu mir.Madelaine Kaufmann, Anmerkung zum Gedicht