Gerd Farber
Schneckenkonversation
Schneckenkonversation
„Weißt du noch“, entsann sich eine Schnecke,
„wie ich hektisch hinter einer Hecke
Rauken- und Rapunzelblatt zerkaute?“
Mit der Abgeklärtheit eines Greises
- er war vier - sprach Schneckenmann: „Ich weiß es.
Lebhaft warst du wie der Wind bei Flaute.“
„Weißt du noch, wie ich vom kahlen Stiel
sommers vor den einen Fuß dir fiel
und nicht mehr von deiner Seite wich?“
„Weiß ich noch. Und es erregte mich,
wie du neben meinem Haus im Regen
- unten unverhüllt - bist dagelegen.“
„Weißt du noch“, so fragte sie den Gatten,
„welchen wilden Sex wir damals hatten,
ungeduldig, ungestüm, so schleimig?“
„Weiß ich noch, wir sind uns völlig einig,
Weiß, wie sehr die Lust mich überkam
und ich nächsten Tages dich schon nahm?“
„Weißt du wie viel Eier ich gebar
schon vor meinem zweiten Lebensjahr?“
„Weiß es leider nicht mehr so genau.“
Melancholisch frug die Schneckenfrau:
„Weißt du, dass ich stets, wenn ich dir grollte,
mich in Schneckenkörner stürzen wollte?“
„Weiß ich, Gott sei Dank war’n keine da.
Aber mit Verlaub, hier kannst du ja
angehn gegen Depressivität:
Aus dem Rauken- und Rapunzelbeet,
wo der weiße Plastikbecher steht,
riecht es ganz verführerisch nach Bier.“
„Weißt du, trink ´s allein, ich gönn es dir“,
widersprach die greise Schneckendame.
(Speedy Gastropoda war ihr Name.)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.08.2016.
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