Thomas S. Lutter
“ICH HEIßE EMINE“ (Ein Verhüllungsgedicht)
Ich heiße Emine, hab' pechschwarzes Haar
es reicht mir hinab bis zum Nabel sogar
entzückende Brüste von zärtlicher Pracht
die Gott mir zu eigen in Liebe gemacht
damit sich erfreue mein künftiger Mann
und seinem Gott danke, daß er sowas kann
Die Augen wie Mandeln, wie Bernstein die Haut
die Hüften wie Spangen vollendet gebaut
mein Lächeln ein Zauber aus Traum und Verzück'
in Demut geschult nehme ich mich zurück
und bin weder forsch, noch im Ansatz vulgär
nicht fordernd, nicht frech oder gar ordinär
Ich hätte in Liebe mich gerne verschenkt
wenn ich ihn nur liebte. Doch wenn man bedenkt
wie sehr ich nun leide und zeige es nicht
weil es mir verboten, das Herz mir zerbricht
Ich habe zu tragen, was alles versteckt
die Schönheit der Schöpfung. Von Tüchern bedeckt
So frist' ich mein Dasein, entträumt und devot
willkürlich verfügbar und innerlich tot
Ja, selbst Klaustrophobes wird stark unterdrückt
Wer will schon ein Weibchen, das merklich verrückt
Ich lernte, zu leiden, wo's kein Leid gebräucht
und habe erfolgreich das Leben verscheucht
Nun sitz' ich genügsam in meinem Gezelt
Ein Käfig aus Fasern, das ist meine Welt
und glaube ganz zwanghaft, damit ich's auch glaub'
daß ich was Besond'res. Umgeben von Staub
Was bleibt mir denn über, will ich nur ich sein
als Göttlich-Verdammte... Der Tod durch den Stein!
© Thomas S. Lutter
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Ähnlichem.
Thomas S. Lutter, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2016.
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