Patrick Rabe
Das Konzert
Ich sah dich auf der Bühne stehen,
cool, klein und connected;
du hattest den Saal in deiner Hand.
Im muffigen Plüsch der Sessel
lauschten sehnsüchtige Teufel
deiner Wahrheit, die sich nur
in einem Meer der Lügen frei fühlt.
This is the land of the livin' dead.
Der dankbaren Toten, wohlgemerkt.
Du singst dein Lied
und den Erlauchten ist es
eine Eucharistie.
Dem Pöbel ist es dämonischer Dreck.
Du machst alles falsch.
Dafür gilt dir mein Respekt.
Der Knast spuckte dich auf diese Hinterhofbühne,
Licht brennt in Haut und Knochen,
mehr bist du nicht, aber das genügt vollauf.
Du begehst keine Sünden,
du bist nur du selbst.
Aber das schlechte Gewissen von Jahrhunderten
bringt noch den reinsten Engel zu Fall.
Sollen wir uns schämen, weil wir vögeln,
saufen, lügen, lästern und zu Silvester böllern,
wie unsere Vorfahren alle auch?
Wir sind im Knast, nicht du.
Du bist frei, weil du singst,
was wir alle nur denken.
Sie ist das Opfer, sie ist der Stellvertreter.
Und sie herrscht über uns alle zur Rechten der Kraft.
Sünden begehen zu können
erfordert manchmal mehr Mut,
als der Sünde zu widerstehen.
Sie surft auf einem schwarzen Surfbrett,
sie läuft ins Messer
und reinigt den Saal mit ihrem Blut.
Du kommst von der Bühne,
mit Rosen bedeckt.
Ich küsse dich (nur in Gedanken).
Heute Nacht werde ich auf dich wichsen,
das macht dein Kreuz kaum schwerer.
Und ich bin auf der Straße,
sie führt in den Himmel,
ein Opfer der Nacht,
ein Sieger im Lichte.
© by Patrick Rabe
12. Januar 2016, Hamburg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.11.2016.
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