Rudolf Leder
Pferd und Esel (Sestine nach Fabel von Aesop)
1 Pferd und Esel beide gleich beladen,
2 auf halbem Weg der Esel müde bockt,
3 kraftlos erschöpft er nun stille steht:
4 „Du, liebes Pferd, ich bitt’, hilf mir doch
5 entlaste mich, wenn’s auch wenig ist,
6 du bist stärker als ich kleines Tier“
6 dem Pferd fehlt jegliche Manier:
1 „trag selbst genug, bin sehr beladen“
5 der Esel zusammenbricht, nun tot er ist,
2 Langohrs Leben ist jetzt ausgezockt,
4 der Bauer wütend, schlägt ihn noch,
3 wie die Geschichte wohl weitergeht?
3 das Eselfell wird über Ohren gedreht,
6 das Pferd wird des Esels Lastentier,
4 es trägt die Haut als schweres Joch,
1 hätt’s geholfen wär’s nicht so beladen,
2 vergeblich jetzt der Abwurf lockt,
5 für hartes Herz die Last die Strafe ist
5 fast bereut die Tat das Ross der Egoist,
3 zentnerschwer wiegt das Hautpaket,
2 noch immer es der Abwurf lockt,
6 doch das Eselfell ist fest arretiert,
1 Schmerz sich ausbreitet in den Waden,
4 im Magen hat’s auch bald ein Loch
4 eine Schnecke neben dem Ross kroch,
5 sie hämisch lacht in dessen Gesicht:
1 „auch ich bin immer sehr beladen,
3 auch mein Haus ist ein schweres Paket
6 für mich kleines schwaches Molluskentier,
2 denn auch mein Heim bleibt angedockt“
2 was ist Folge, wenn eine Absage lockt?
4 bevor ich absage, überleg ich mir noch,
6 falls ich nein sage, was ich alles verlier,
5 wenn mein Dachstock in Flammen ist,
3 der Nachbar mir dann den Rücken zudreht
1 und ich trag dann ganz allein den Schaden
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2016.
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