Annelie Kelch
Jedem das Seine
Die Zeit fließt leise wie moderne Züge;
wir sitzen drin und merken nichts vom Reisen.
Glück, Trauer, Leid und Lebenslüge
sind Meilensteine auf den Nebengleisen.
Auf Schnee folgt meistens kalter Regen,
auf Glück und Leid das Lebenseinerlei.
Nichts Gutes zu erwarten, bringt oft Segen,
und wer die Freiheit liebt, der schwimmt
sich meistens frei
von Vorurteilen, Mammon, saurer Gurkenzeit,
von tausend Zwängen und von Liebesblödigkeit,
von frommer Artigkeit, von Tratsch und Heuchelei.
Wem Städte früher Ein und Alles waren, kann geschehen,
dass Stille und Natur ihn plötzlich fesselnd binden,
wer gerne Tiere aß, mag tote Tiere nicht mehr sehen
und liebt statt teurer Rosen nur mehr Ackerwinden.
Wer in Gesellschaft und Familie glücklich war,
ist unversehens gern allein
und liest sich durch diverse Bücherhallen.
Und Wodkatrinker süffeln mit der Gattin abends nur noch Wein;
wer einsam ist, dem wird auf Seelenreisen mancherlei gefallen.
Wir sitzen alle in demselben Zug nach Irgendwo
und reisen nach dorthin aus allen Richtungen, auf unzähligen Wegen.
Wer eines hat, kann unterwegs sein Image pflegen,
wer keines hat, das hoffe ich, wird trotzdem froh.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2017.
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