Lothar Krist
Der Gänsemarsch aufs Klo
So eins, zwei, drei.
Drei süße kleine Gänslein,
fünfzehn, sechzehn, siebzehn,
vielleicht doch schon achtzehn Jahr,
ganseln hörig, keusch und artig
einer teuren Sünde hinterher.
Gänslein Nummer Eins
hat Herr Dealer an der Hand.
Es kaut das Hart der Nacht
ganz zart von seinem Stengel,
der ein wenig stinken tut.
Egal. Gack-gack, gack-gack.
Auf dem Klo ist heute wieder
E- und Speed-, so gar nicht bieder,
ja manchmal sogar mit Cola
teuer belohnter Analverkehr.
Gänslein Nummer Zwei und Nummer Drei
schreibt Herr Dealer druckbefreit ganz einfach ab.
Die süßen Gänslein gehen heute frei.
Unkosten so rein und fein,
doch egal, heute ist ein Feiertag
und diese Unkosten sind ja steuerfrei.
Und so Unkosten,
wie Gänsleinlein Nummer Zwei und Drei,
sieht Herr Dealer nicht so eng,
so Anlern-Naserln müssen einfach sein,
wie jeder intelligente Dealer
von seinen Anlernzeiten weiß.
Diese Unkostenabschreibung
an einen guten Deal
zelebriert den nächsten Deal.
Denn morgen schon
ist Nummer Zwei die Lutschi-Lutschi-Gans
und trägt mit wahrem Stolz
die Nummer Eins an mir vorbei.
Und hinter ihr da reihen sich
die nächsten Gänslein hörig ein.
Marsch! Marsch! Marsch! Marsch!
So lustig munter eins, zwei, drei.
So neuer Gänsemarsch,
so neues eins, zwei, drei
marschiert an mir vorbei.
Ich Buji glaub´: mich juckt ein Floh?
Was jucken meine alten Augen so?
Marschiert da nicht schon wieder
ein and´rer Dealer mit seinen Gänsen
so eins, zwei und so mir nix dir nix drei
im Gänsemarsch an mir vorbei?
Und das schon wieder Richtung Klo?
Sag noch einmal Einer, Eine:
Dieses Jahrhundert wäre keines
von modernem Stau- und Stoßverkehr?
Gutmensch hin und Gutmensch her,
oder gerade wegen
so und oder so?
Und so stellt der Buji schwer irritiert,
doch tausend mal gesehen,
somit deppensicher abgesichert fest:
Die wichtigste Bewegung
im zivilisierten Westen unseres Heute,
ist der durch Drogen zivilisierte,
durch und durch organisierte,
lutschi-lutschi-brav-garnierte
und so von Friedenskerzen entbornierte
Gänsemarsch in Richtung Klo.
Epilog:
Und so frage ich dich Leser, Leserin:
bin ich, der Buji, dieser dichte Dichter,
etwa gar schwer abartig von Natur?
Darüber dichten gehört verboten!
Gendarm! Gendarm und Polizei!
Marsch! Marsch! Marsch! Marsch!
Eilt schnell herbei und sperrt sie ein
diese so perverse Gedankensau!
Der Buji hört´s und lacht und denkt:
So mir nix dir nix und so eins, zwei, drei.
Wegen seinem Gänsemarsch aufs Klo
schreit jetzt der brave Bürger nach Zensur.
Da wird dann Dichten wieder wie Dichten sein
und der Buji endlich keine Hur.
© Copyright by Lothar Krist (1.5.2004 von 1.30 - 2.20 Uhr)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.09.2004.
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