F. N.

Ruinen des Herbsts (Gabriel´s Herbst)

Ruinen des Herbsts (Gabriel´s Herbst)

Grauschleier auf der Allee,
die Welt gleicht einem überflutetem See,
das Herz der Sinne ist verbraucht,
die letzte Empfindung des Seins mit der Zigarette ausgeraucht.
Die Nacht schwindet,
alles was noch verbindet
sind kalte Regentropfen,
welche klanglos an fremde Fenster klopfen.
Du bist nicht real,
deine Vision nur eine Wahl
unseres Geistes um uns zu belügen,
wir könnten uns jederzeit mit dir betrügen,
es genügt nur ein Schein,
nur die Illusion, das ist dein Sein.
Viel Lärm um nichts würden es die einen nennen,
Welten der Erfahrung, welche uns von dir trennen,
und jeder kostet dennoch von deinem Feuer,
wie einer Statue aus Marmor, in sich verbergend ein Ungeheuer,
liegen wir dir zu deinen Füßen und geben,
mehr als wir erlangen können in einem Menschenleben.
Immer noch Grauschleier,
karges Geäst, sich spiegelnd im Herbstweiher,
die Welt des Gefühls ist gestorben
und wir sind zu Sklaven ihres umherirrenden Geistes geworden.

Das Gedicht wurde bereits vor einem Jahr in London geschrieben und resultiert aus einem Gespräch mit einem guten Freund von mir.
Thema des Gespräches war das Buch "Hagakure" von Yamamoto Tsunemoto und der in diesem Buch befindliche Satz `Empfange, wenn mein Leben vorüber ist,
meine verzehrende Liebe für Dich
aus dem Rauch, der von meinem brennenden Körper aufsteigt.´
Das Buch kurz zu beschreiben wäre schwer und würde dem westlichen Leser veraltet und altmodisch erscheinen, da es sich sehr stark mit der fernöstlichen Selbstdisziplin befasst. Einem Thema, welches immer wieder auf Unverständnis und doch, versteckter Bewunderung stößt.
Was uns besonders zu diesem Gespräch inspiriert hat, war der spirituelle Leitfaden des Buches, der frei von Hokuspokus und mystischem Unsinn dazu beitragen kann, sich auf die wesentlichen Aspekte des Lebens zu konzentrieren. Und im Bezug, sowohl auf die altplatonische als auch auf unser modernes Verständnis von Liebe gesehen, offenbart es eine Wahrheit, welche nicht einmal von der Selbstdiziplin eines Samurais umgangen werden konnte.
Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren oder im Gegensatz dazu, selbst das kleinste Detail vollkommen auszuleben, sich nicht demütigend zu offenbaren oder sich doch durch seine Gefühle zu schmachvollen Taten leiten zu lassen... jede Art der Handlung, und sei sie doch so überdacht, zwingt uns Menschen in eine Fessel der Liebe.
Wir werden durch jeden Satz, selbst wenn er vernünftig erscheint, durch jede Handlungsweise, welche bedacht ist oder auch nicht in eine gewisse Versklavung der Liebe gedrängt, weil wir versuchen ihr würdig oder sie übersehend zu handeln.
Durch das Gedicht wurde versucht, die verschiedenen Sichtweisen auf die Liebe, insbesondere aber die existenziell angehauchte Verneinung ihrer Präsenz anzusprechen, welche wiederrum dazu führt, daß wir uns etwas versuchen einzureden, was aus Erfahrungen erkannt existieren muss. Dieser Widerspruch führt wiederrum in eine selbst angelegte Fessel der Liebe, wir sind mit ihr und dennoch wollen wir sie verneinen.
Und so kann man hundert Beispiele bringen, welche der Mensch selbst erschaffen hat, um sich im Bezug auf die Liebe jeden Moment selbst zu überprüfen und zu maßregeln, um sich von ihrer Versklavung zu befreien, und womit er sich dennoch weiter in sie hineintreibt, weil er sein Denken und sein Handeln durch sie beeinflussen läßt.


F. N., Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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