Thomas Spiekermann
Diogenes
Ein Philosoph in alter Zeit,
der lebte in der Tonne,
war ohne Gier und ohne Neid,
und döste in der Sonne
Von jenem schieren Sonderling,
da hören wir Geschichten,
dass er gern zum Marktplatz ging,
die Notdurft zu verrichten.
Dort legte er auch Hand an sich,
um seiner Lust zu frönen,
und fand das jemand widerlich
dann hörte man ihn höhnen.
Bei Tag nahm er Laternenlicht,
und wollte es begründen,
so sinnlos sei die Lampe nicht
will man den Menschen finden.
Gefragt nach seiner Heimatstadt,
wohin die Götter ihn gestellt,
sprach er, was wohl verwundert hat
“Ich bin ein Bürger dieser Welt.”
Er sah mal wen mit hohler Hand,
sich am Wasser laben,
warf seinen Becher in den Sand
und wollt ihn nicht mehr haben.
“Wie solln wir Dich begraben?”
hat man ihn einst gefragt
Will kein Grab und Grabmal haben”,
hat er drauf gesagt.
“Wo ich sterbe lasst mich sein
Ihr müsst mich nicht bedecken
zum Schutz vor Tieren mein Gebein
gebt mir einen Stecken.”
“Was willst Du mit dem Stecken Narr?
Du kannst ihn tot nicht führen” -
“So werd ich” sprach der Weise da,
“auch ihren Biss nicht spüren.”
Ein großer Herrscher wollte gern
einst seine Gier entfachen
drauf bat er still und leis den Herrn
ihm Platz im Sonnenlicht zu machen.
Diogenes mag Beispiel sein
von alters her, in alle Zeit,
es braucht nicht viel zum Glücklichsein
übt man sich in Genügsamkeit.
Vorheriger TitelNächster TitelHallo zusammen,
dieses Gedicht lag lange in der Schublade -
ich hatte keine Idee, wie ich die Sache mit
dem Begräbnis des Diogenes abfassen sollte.
Unter dem Eindruck meiner Neumitgliedschaft
hier und der netten und aufmunternden Kommentare
habe ich es jetzt doch geschafft - uff...
Ich hoffe, es gefällt Euch ein wenig -
Liebe Dichtergüße - Thomas Thomas Spiekermann, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.09.2004.
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