Margot S. Baumann
Weihnachten in der Fremde
Um diese Zeit buck meine Mutter Kuchen
Und Plätzchen auch - der Sorten waren’s viel.
Wir durften stets den süssen Teig versuchen
Der Hund frass alles, was herunter fiel.
Wir waren vier und froh und voller Leben
Und Weihnachten war unser grösstes Glück.
Jetzt bin noch als Einziger geblieben
Und hier und jetzt denk ich daran zurück.
So nach und nach sind alle weggestorben
Zuerst der Hund, dann Mutter, Schwesterlein.
Kein Kind hat mehr den Magen sich verdorben,
Und niemand fragt nach süssem Apfelwein.
Die Heimat blieb, und ich bin ausgezogen,
Das Haus verkauft und namenlos das Schild.
Ich bin mit Staren übers Meer geflogen,
Vergass das Einst und lebte laut und wild.
Nun bin ich alt, es bricht an vielen Stellen,
Kaum dass ich’s schaff’ auf einen Bürgersteig.
Der Wind trägt Weihnachtslieder über Wellen,
Und fast riech’ ich der Mutter Kuchenteig.
(c) Margot S. Baumann
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.12.2004.
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