Alexander Petrovic
Klein-Marie
Seht Euch mal das Mädchen an,
sie heißt Marie Fummelmann.
Eigentlich ist sie ganz lieb,
doch mancher denkt, sie sei ein Dieb.
Denn eins kann sie nun mal nicht lassen:
erst einmal alles anzufassen.
Ein Finger hier, ein Händchen dort
und ruckzuck ist die Brille fort.
Auf dem Weg zum Kindergarten
Muss man auf das Frollein warten.
Erst wird ein dicker Baum betastet,
bei einem Blümchen dann gerastet,
auch eine Hecke wird gestreichelt,
das Autoblech den Händen schmeichelt.
Schließlich kommt schreiend sie gerannt,
‘ne Brennnessel hat sie verbrannt.
Schwarz sind fast ständig ihre Finger,
denn schmutzig sind die meisten Dinger,
die auf ihrem Wege liegen
und sich gern in ihr Händchen schmiegen.
Die größte denkbare Tortur
ist das Formen der Frisur.
Besonders morgens in der Eile
dauert’s schon ‘ne ganze Weile.
Sie schreit und strampelt ungehemmt,
wenn man die langen Haare kämmt.
Steigert ihr Zappeln dann den Schmerz,
berührt es doch mein hartes Herz.
Sie will es und sie will es nicht,
meist kullern Tränen durchs Gesicht.
Doch ist der Zopf dann erst gebunden,
wird schließlich er als schön empfunden.
Maries Wandlung ist enorm,
ist ihr Äuß‘res erst in Form.
Ein Mädchen hübsch und sehr adrett,
das man so gerne länger hätt‘.
Kein Wässerchen, so glaubt man dann,
dies‘ nette Wesen trüben kann.
Sind alle davon überzeugt,
sie sich zur nächsten Pfütze beugt.
Tasten, zupfen, reißen, fummeln,
trödeln, zappeln, bocken, bummeln.
Schnell fühlt sie sich schon gepeinigt,
wenn man Gesicht und Händchen reinigt.
Vom Waschen, Kämmen, Zähne putzen
erkennt das Kind noch nicht den Nutzen.
Verlieren Eltern auch den Mut,
so weiß man doch, es wird schon gut.
Begründet ist der Hoffnungsschimmer,
dass wer früh ein ganzer Schlimmer
und sich im Chaos ausgetobt
am Ende sehr die Ordnung lobt.
Seine Fragen zu den Dingen
sind es, die ihn weiterbringen.
Auch wenn er dies und das vermisst,
Begreifen seine Stärke ist.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.01.2005.
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