Sandra Pulsfort

Die Verdrängung

Tausend mal die gleichen Fragen.

Und man hört, sie spricht kein Wort.

Wie so oft scheint sie erhaben,

träumt sich in Gedanken fort.

Und es zieht sie in die Ferne,

wo sie zählte einst die Sterne.

 
Und sie sieht vor ihrem Geiste,

noch das Bild der ersten Nacht.

Doch die Decke längst verwaiste,

die sie damals mitgebracht.

Wasser schwappte um die Klippen.

Salz umhüllte ihre Lippen.

 
Und sie küsste ihren Lieben,

windliebkost im warmen Sand.

Nur dies Traumbild ist geblieben.

Es hielt selbst den Tränen stand.

Dünengräser tanzten leise.

Wolken malten Himmelskreise.

 
Doch der Mann den sie begehrte,

war Papa und  nicht mehr frei.

Ihr Gewissen  streng belehrte:

„Hört ihr zwei, es ist vorbei.“

Möwen kreischten auf den Wellen.

Hoffnung wollte nicht zerschellen.

 
Und so lag er engumschlungen,

Hand in Hand in ihrem Schoss.

Und er sprach mit Engelszungen,

seine Lebensliebe groß.

Schwäne schwammen auf dem Meere.

Augen blickten scheu ins Leere.

 
Doch sie wollte so gern glauben,

was er küssend ihr versprach.

Ließ sich Kopf und Sinne rauben,

noch bevor die Nacht einbrach.

Wellen trugen Schaumgischtkleider.

Taghell wich dem Dunkel leider.

 
Hoffnung weinte und sie bangte.

Fragte, wie es weiter geht.

Glaubte an ihn. Nein! Sie schwankte.

Zeit verflog. Es war schon spät.

Nebelschleier kam gekrochen.

Sich zu lieben wurd versprochen.

 

Und sie spürten Pläne machend,

dass es Schicksalsfügung war.

Malten Zukunftsbilder lachend.

Sahen sich als glücklich Paar.

Grillen zirpten Dämmerlieder.

Taggeschehn legte nieder.

 
Und sie küssten sich vereinend.

Herz an Herz die ganze Nacht.

Glück vom Himmel gold bescheinend.

Thronend weiser Mond hielt Wacht.

Morgentau den Strandsand kühlte.

Leichtigkeit sie in sich fühlte.

 
Wiegenlied der Nacht verstummte.

Morgenwende brachte Licht.

Seelenschwere sie vermummte.

Abschied wollten beide nicht.

Nasser Boden an den Zehen.

Spuren würden bald vergehen.

 
Und die Becher, die sie leerten

Weinberandet, sandbefleckt.

Nachtrelikte der Verehrten.

Pappe bloß, moralbefleckt.

Seetankgrün vom Wind gewogen.

Sehnsucht sanft in Wort verwoben.

 
Und sie wollten es probieren.

zärtlich Hand in Hand vereint.

Botschaftswort zum Angst kaschieren.

Trennungsschmerz so tief  beweint.

Segeltuch aus Ferne winkend.

Bald am Horizont versinkend.

 
Doch der Abschied, der nun nahte,

nicht umgänglich, schroff und steil,

für die Zukunft, die bejahte,

kleines Wegstück, nur ein Teil.

Muschelkind im Meer versenkend

Ein letzter Kuss noch mal verschenkend.

 
Und so folgten viele Tage.

Leben in Verborgenheit.

Offen blieb doch stets die Frage,

Nach der Zeit für Zweisamkeit.

Wellen rauschten in ihr immer.

Jeder Abschied wurde schlimmer.

 

Schattendasein für die Liebe.

Jedes Glück zu kurz zum Freun.

Disteldornenspitze Hiebe,

ließen jedes mal bereun.

Dünenweg allein durchquerend.

Nachts allein von Träumen zehrend.

 
Großes Theoriegemäuer,

unvollendet ungenau.

Liebesnest und Ungeheuer,

undurchdringbar Sinnesschau.

Regen füllte Dünenpfützen.

Worte sollten Hoffnung schützen.

 
Hämisch schwarzes Seelenmeere

tobtest, wallend, ruhelos.

Peitschtest, grinsend meine Ehre.

Blind geblickt, war kleines groß.

Denkenstreibgut weg getrieben.

Zuversicht im Nichts verblieben.

 
Segensboot doch ohne Hafen

Fluten drängen weit aufs Meer.

Nirgends Küstenland sie trafen.

Niemandsland war menschenleer.

Himmelsrot das Meer entfachte.

Traumbild rissig, das zerdachte.

 
Seine Träume er verdrehte

Weil er nur nach hinten sah.

Angstbesessen nichts erspähte

Dabei war der Strand so nah!

Moll gehauchte Flüsterwinde

Eng verzurrtes Schmerzgebinde.

 
Für und Wider ging er zählen

Hürdenstellend funktionell.                  

Konnte geistvoll nichts erwählen.

Dachte viel zu rationell

Möwen kreischten auf den Fluten.

Briefe ließen nichts vermuten.           

 
Spürend, ahnend und mit Wissen

sagte er ihr nicht bescheid.

Dolchesangst hat ihn zerrissen.

Seinen Leib ganz stumm entzweit.

Schatten schluckten Liebesglänze.

Augen sangen Tränentänze.

 

Wege suchend doch nichts sehend.

Fortbewegend umgefalln.

Zwiespaltsprünge und sich drehend.

Trostgebet im Meer verhalln

Treibsand an den Füßen spürend.

Wahrnehmung den Hals zuschnürend.

 
Als die Kraft in ihr erlahmte.

Endlich sagte er zu ihr.

Was ihr Herz schon längst erahnte.

„Du mein Schatz, ich bleib bei ihr.“

Diktatur der Kopfgedanken.

Und Bedürfniswunden stanken.

 
Und so schmiss er seine Träume

einfach achtlos über Bord.

Die Gedankenluftschlossräume,

wellensog riss sie schnell fort.

Enten putzten ihr Gefieder.

Niemals sahen sie sich wieder

 
Jahre sind seit dem vergangen.

Doch noch oft sitzt sie am Meer.

In Gedanken eng verfangen.

Träumt sich seine Stimme her.

Wasser streichelt um die Klippen.

Salz umschmeichelt ihre Lippen.

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.06.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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