Karl-Heinz Fricke

Das wahre Porträt

Ein Maler von Gottes' Gnaden
wurd von der Königin eingeladen,
um sie für die Nachwelt zu porträtieren,
ohne viel Zeit dabei zu verlieren.
 
Gemächlich nahm er Leinwand und Palette
und begab sich zu der angegebenen Stätte,
einem Pavillion im Königsgarten.
Ungeduldig tat sie auf ihn warten.
 
Schwitzend traf er schließlich ein.
Sie begann ihn anzuschreih'n.
Schalt ihn einen faulen Hund.
Sie wartete schon eine Stund'.
 
Da sagte der große Maler ihr:
"Wenn ich ein Vöglein wär,
wär' ich schon lange hier.
Leider habe ich nur Beine
und Flügel hab ich keine!"
 
Das hat die Herrscherin empört.
Sie fand das mächtig unerhört.
Der Maler war von jener Art,
die niemals mit der Wahrheit spart.
 
Seelenruhig und mit Bedacht,
hat er die Vorarbeit gemacht.
Der Mops zu ihren Füßen saß,
Den die Herrin nicht vergaß.
 
Bekannt als herrisch und kalt
in ihrer lieblichen Gestalt.
Er malte sie, wie er sie sah,
und wie ihr Charakter war.
 
Ihre Arroganz und herrische Art
mit ihrem Hochmut echt gepaart.
Er konnte es nicht übergehen,
es tat dem Auge nicht entgehen.
 
Als das gemälde fertig war,
Sie ihre echte Visage sah.
Da ward sie kleinlaut und bedrückt,
jedoch der Maler war entzückt.
 
Es war ihm gelungen zu demonstrieren,
Die ganze Wahrheit vorzuführen.
Generationen würde es sonnenklar,
Was für ein Biest die Herrscherin war.
 
   Karl-Heinz Fricke   10.07.2005

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