Debabrata Mukherjee

Die Entdeckung der Schuhe

Der König wurde verdammt sauer,
“So geht es nicht mehr auf die Dauer.
Sorglos kann man gar nicht gehen,
barfuß im Königsgarten spazieren,
immer bin ich vom Staub befallen,
wer soll für diesen Unfug zahlen?”
Er rief alle Hofmänner auf,
die natürlich in Panik geraten,
um über die Sache gründlich zu beraten.
Alle Gesichter wirkten so finster,
ob sie zum Handwerker gehören,
zum Minister oder zum Dichter.
Alle zeigten Mitleid
auf die staubigen Königsfüße
samt dem Königskleid.
“Wir lassen alles beiseite stehen.
Solange es auf der Erde
Staub und Matsch gibt,
bekämpfen wir sie,
nicht nur mit Worten,
sondern auch mit der Tat.
Dafür braucht man nun sehr guten Rat.
Einer sagte prompt, wie er dachte:
“Dann bedecken wir einfach die Erde,
damit der Staub nicht mehr wirbelt.
Also, ab an die Arbeit!
Ehe ein neues Problem gipfelt,
sind wir soweit.
Das freute den Arbeitsminister sehr.
“Wenn wir so weitermachen,
haben wir bald im Lande
keine Arbeitslosen mehr.”
Der Forschungsminister ist betroffen.
“Ja, mein Herr,
dieser Plan, die ganze Erde
mit Plane zu bedecken,
kann nicht klappen,
weil unsere Erde dreiviertel
aus Wasser besteht.
Außerdem gibt es genügend
Regen und Schnee,
Also, total falsche Idee!
“Hmm..!”, meldete sich der Finanzminister,
“Ich mag nicht gerne motzen.
Überall soviel Schmutz und Dreck,
es ist ja anzukotzen!
Der Anblick allein ist ja ein Schreck!
Alles kostet nur unnötig Geld.
Wer einen besseren Vorschlag macht,
der wird reichlich prämiert,
Orden kriegt er noch dazu,
gefeiert wird er als Supersparheld.
“Bravo!”, sagten die Leute:
“Genau, so einen Finanzminister
brauchen wir heute.”
Da schreitet prompt der Premier ein,
“was soll das alles denn sein?
Unser Problem ist noch nicht vorüber,
schon streiten sich alle über die Kosten.
Die Lösung muß unbedingt her,
gleich, wie hoch der Preis dafür wär’.
Der König über alles,
und der hat Kummer,
Wozu gibt es so viele Ministerposten?”
Der Verkehrsminister war entgeistert,
da keiner dieses Problem meistert.
“Wenn der König gehen will,
egal, zu welchem Zweck und Ziel,
hat er auch auf die Verkehrsregeln zu achten.
Die Füße, die auf der Straße benutzt werden,
sind als Verkehrsmittel zu betrachten.
Bedecken der Erde mit Zement,
plädiere ich vehement.
Und wenn man dann mit Wasser putzt,
nieder mit dem majestätsbeleidigenden Schmutz!”
“Hurra!” sagten alle Hofleute,
also, fangen wir an gleich heute!
Da grübelten die Umweltfritzen:
“Unerhört ist es,
was sie da treiben!
Bald haben wir dann
keine Wälder mehr mit Bäumen,
wenn wir unsere Chance nun versäumen
und Wasser auf den Asphalt spritzen.
Der Narr blieb lange stumm,
Alle dachten, er sei dumm.
Nun packte ihn der Mut
und er sagte,
doch in der Hand mit dem Hut:
“Alle reden hier nur Quatsch!”
“Warum bedecken wir den König nicht?”
“Wer hat das so gesagt?
Trete ohne Furcht ruhig vor!
Sowas habe ich nie gehört zuvor.
Wie man das Problem löst,
ist doch mir egal,
Hauptsache, ich werde nicht dreckig,
die Idee finde ich genial.”
Es war wirklich sehr kleinlich,
und der Mutter wurde es peinlich.
So erwiderte sie hingebungsvoll:
“O, mein König, ich bitte um Pardon,
es war nur mein halbwüchsiger Sohn.”
“Nein, liebe Frau, ich finde es ja toll!
Euren Sohn werde ich belohnen.
Forschungsminister, Sie sollen prüfen,
ob es sich nicht wird lohnen,
solche Genies in unserem Lande zu klonen?”
Dann befahl der König,
der plötzlich so erleichtert wirkte,
Gold, Geld oder Ornamente,
solle sie nehmen,
soviel sie wolle.”
“Warum sollen wir Tiere töten,
zum Bedecken der Königspfoten?”
fragten alle Tierschützer,
im Lande gelten die als Nestbeschmutzer.
Umgehen mit dem Leder
kann leider nicht jeder.
Wo bleibt denn der Königsschuster?
Wann fertigt er an, etwas nach Muster?
Es wurde befohlen,
Schuhe zu bauen mit Sohlen.
so sagte der König:“damit ich bleibe,
schmutzfrei am ganzen Leibe.”

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Debabrata Mukherjee).
Der Beitrag wurde von Debabrata Mukherjee auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.08.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Debabrata Mukherjee als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Das Vermächtnis des Fremden von Marcel Ohler



DAS VERMÄCHTNIS DES FREMDEN – Gott Hades hat ein Problem: Um seinen perfiden Plan, Bruder Zeus zu stürzen, ungehindert durchführen zu können ist er gezwungen die Treue seiner friedliebenden Frau Persephone auf eine harte Probe zu stellen …

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Allgemein" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Debabrata Mukherjee

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ferienhalbzeit von Monika Gestrich-Kurz (Allgemein)
Der Frühling von Edelgunde Eidtner (Haiku, Tanka & Co.)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen