Martin Burchardt

Das Ende der Beliebigkeit

Ich hab das erste Herbstblatt gesehen
Heute an nem Sonntag Ende August
Fährt man durch die graue Stadtlandschaft, es ist windig, mal kein Regen
Hier lässt sich nicht leben, doch man tut es
Bestandsaufnahme an roter Ampel
Von dem was so war und was noch so geht
Umgeben von ner Menge Menschen die einen mögen
Einigen wenigen die einen lieben
Das macht zufrieden
Es geht gut
Ab und zu das Elend angesehen
Gebrochene Menschen die im Dreck leben
Mit ihren Katzen
Zitternd aber aufrecht stehen
Ich sag Euch was: Das sind die Hellsten
Der kleine Mann der im Chaos vegetiert
Einsam, Bilderrahmen an nikotingelben Wänden und kleine Katze auf der Erde
Die beiden aneinander im Bett liegend
Nur sie und er und sonst niemand
Wenn man bei solch einsamen Menschen im Elend ist
Für einige Momente
Dann kann man sie sehen
Die ganze Schönheit des Lebens
Wie sie sich um kleine zerbrechliche Wesen legt
Die nichts mehr haben
Die nichts mehr erwarten
Die über der Grenze leben
Um sie herum liegt inmitten des Drecks, dem wahrlosen kalten Chaos
Die schützende Aura der Schönheit derer, die keine Hülsen mehr sind
Die ihre Hülle, ihr Schutzschild verloren haben und keine Spiele mehr spielen
Ganz echt, vielleicht nicht mehr ganz da
Schon entrückt
Erstickt von all den Plagen sind ihre Stimmen
Sie reden nur noch ein paar Worte mit ihren Katzen
Schlafen viel auf ihren versifften Matratzen
Überlaufende Aschenbecher
Hier im Dreck kannst dem Leben direkt ins Gesicht
Und es lächeln sehn
Das macht die ganze Sache so tieftraurigschön
Es beruhigt nicht
Doch es tröstet einen hinweg
Der Gedanke: Am Ende der Hoffnung, wenn Du nichts mehr erwartest außer dem Ende
Bist Du frei von allen Dingen
Dann zählen nur noch Zigaretten und Katzen und das blaue Schimmern
Der Fernseher in den belebten Fenstern der Nachbarn
Des Nachts zum Hinterhof raus
So lange die Katze noch bei dem Schutz- und Wahrlosen lebt ist er sicher
Wenn sie geht
Umarmt ihn die Schönheit des Lebens sicher noch fester
Ob er es sehen wird ist zweifelhaft
Vielleicht weint er sich dann in einen trockenen Tod hinein
Wir alle entscheiden uns irgend wann dafür das es endet
Die Ampel springt auf grün
Ich hab den Herbst gesehen und ne Menge mehr
Ich bin so gerne bei denen, zu denen nie jemand geht
Denn dort sieht man am besten die ganze Schönheit des Lebens
Strahlt sie leise heraus aus dem Dreck, dem Staub und den Aschenbechern
Dort ist es ernst
Kann sich niemand verstecken
Ich liebe Menschen am allermeisten wenn sie ihre Waffen strecken
Und sich Dir zeigen wie sie sind:
Klein, dreckig, einsam und verletzlich
Dann ist es vorbei mit den Spielen
Ich fahre los, denk an was anderes und höre Musik
Im aufkommenden Regen
Bald bin ich zu hause

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.08.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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