Manfred Pöter
Der Vorhang
Die Bühne ziert gedämpftes Licht,
die dunkle Brille sein Gesicht.
Da sitzt er kraftvoll am Klavier,
Zehnfingerklang, nicht fünf, nicht vier.
Er spürt das Auditorium,
das andächtig ist, ja fast stumm,
wirkt selber konzentriert und kühl,
doch drinnen hat er Herz - Gefühl.
Er kennt die Partitur, die Noten,
aus dem Gedächtnis ist geboten
zu zaubern voller Harmonie,
klangvoll jene Melodie.
Mal melancholisch, stets exakt,
mal temperamentvoll, Takt für Takt,
bis der Vorhang endlich fällt,
er gab von Herzen dieser Welt.
Den Beifall hat er wohl vernommen,
freut sich und ist doch beklommen,
denn er vernahm, was hier geschehen,
doch leider konnt`er niemand sehen.
Bei all`dem Glanze seiner Lieder,
der Augen Glanz sieht er nie wieder.
Auch der Glanz am Weihnachtsbaum,
bleibt für immer wohl ein Traum.
Das Gedicht bezieht sich auf eine persönliche Bekanntschaft mit dem blinden Jazz-Pianisten und
Sänger Wolfgang Sauer aus Köln. Es kann uns vielleicht auch zum Nachdenken über uinseren
täglichen Umgang mit Behinderten in unserer Gesellschaft anregen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2005.
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