Silvia Pree
Die Liebe bist du
Mich fröstelt leicht.
Ich stehe am großen Wohnzimmerfenster.
Notdürftig in deine Pyjamajacke gewickelt.
Ich habe sonst nichts anders gefunden.
In der Eile.
Das Fenster geöffnet.
Schwarze Nacht.
Und dort vorne der Mond.
Halb voll.
Ich sehe ihn an.
Die ganze Zeit.
Kein bisschen müde.
Aufgewühlt.
Aber gut gelaunt.
Sehr gut sogar.
Heute Nacht war ich das erste Mal bei dir.
Und wir verbringen diese Nacht miteinander.
Ich muss lächeln.
Ich kann mich gar nicht wehren dagegen.
Ich erinnere mich…
Wie du mich in den Arm genommen hast.
Nach dem Essen.
Ganz zärtlich.
Irgendetwas geflüstert hast.
Ich weiß nicht mehr was.
Unsere erste Nacht.
Unsere erste Nacht gemeinsam…
Die Erinnerung ist noch ganz
lebendig in meinem Kopf.
Es war erregend deinen Körper zu spüren.
Fast berauschend.
Nach so langer Zeit.
Du warst so sanft.
So verständnisvoll.
Und du hast es mir leicht gemacht.
So leicht, manches zu vergessen.
Das mich quälte.
Zu vergessen zumindest für diese Nacht…
Ich schließe die Augen.
Atme die frische Luft ein.
Geräuschvoll.
Wir sind eingeschlafen.
Ineinander verschränkt fast.
Aber ich konnte nicht lange schlafen.
Ich löste mich von dir.
Vorsichtig.
Um dich nicht zu wecken.
Ging in die Küche.
Für ein Glas Wasser.
Und jetzt steh ich am Fenster.
Trage deine Pyjamajacke.
Und zittere noch immer vor Erregung.
Verhalten.
Emotionen in meinem Körper.
Auf meiner Seele.
Wir kennen uns nun schon eine
Weile.
Gesehen haben wir uns selten.
Anfangs.
Eine Gelegenheitsfreundschaft.
Glaubte ich immer.
Es dauerte eine Weile, bis ich begriff.
Für dich ist es mehr.
Ich konnte es zuerst gar nicht glauben.
Ausgerechnet du?
Ausgerechnet mich?
Ich war mir nicht sicher.
Nein.
Ich hatte sogar Angst davor dich zu lieben.
Große Angst.
Rechnete damit, dass du wieder gehen könntest.
Weil ich so unentschlossen war.
Ja, ich ließ mir Zeit.
Viel Zeit.
Und ich sagte dir das auch.
Ich bat dich um Nachsicht.
Um Verständnis.
Wenn man sich Jahre die Nase
anrennt in der Liebe…
Dann scheint es unglaublich, dass dir jemand die Hand reicht.
Und er meint nur dich…
Du hast das getan.
Du hast gewartet.
Trotz meiner Zweifel.
Bis ich nicht mehr nein sagen konnte.
Oder wollte.
Ich kapitulierte.
Du bist die Liebe.
Die Liebe, nach der ich mich gesehnt habe.
Mein ganzes Leben lang.
Ich friere noch immer.
Aber die Nacht ist so ruhig.
Einfach schön.
Ich stütze die Hände auf das Fensterbrett.
Und lehne mich hinaus.
In das Dunkel.
Da hör ich dich rufen.
Leise.
Schlaftrunken.
Fragend.
Du hast das Licht angeknipst.
Ich kehre zurück aus der Nacht.
Schließe das Fenster.
Und gehe zurück zu dir.
Die Pyjamajacke gleitet sachte zu Boden…
Vivienne
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.10.2005.
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