Franziska Klett
Frühlingstraum
Ich laufe entlang den weiten Weg nach Haus,
schau auf den Boden, nicht gerade aus,
sehe meine Haare im Wind wehen,
ein Blick nach links, ein Blick nach rechts,
wie schnell doch alles vorbei zieht.
Ein Blick nach oben, ein Sonnenstrahl,
gefolgt von nassen Tropfen,
der Himmel düster und grau.
Ich laufe schnell nach Haus, schließe die Türe auf,
erst kurz war ich noch bei den Alltagssorgen,
doch die können noch warten bis morgen,
nun bin ich in meinem Raum
und stell mir vor ich sitze unter einem Baum,
der schwingt im lauwarmen Frühlingswind,
neben mir ein Krokus zu blühen beginnt,
steck mir ein Grashalm in den Mund,
dreh es in ihm herum ganz bunt,
auf meinem weißen Hut,
ein Vogel landen tut,
er singt mir was vor,
ein Frühlingsliedchen ganz laut ins Ohr,
Grill(e) und Käfer sich dazu gesellt,
es ist wie hät’ ich mir ein Orchester bestellt,
wiege pfeifend mit im Takt,
zu diesem schönen Frühlings Akt.
Schließe sacht die Augen,
sie nichts mehr taugen,
will nur noch den Dingen lauschen,
die mich so sehr berauschen,
stell mir vor ich schwebe durch die Luft,
ganz nach oben, immer weiter
steig hinauf die Himmelsleiter,
lieg schon bald auf einer weichen Wattewolke,
mich niemand jetzt hier runter holen sollte,
langsam ist es Zeit für mich zu gehen,
der Himmel und ich,
wir uns schnell durch die Wolken nach unten drehen,
immer schneller, immer weiter,
runter von der Himmelsleiter,
ein tiefes schwarzes Loch,
ich will noch mal nach oben, doch
nun bin ich wieder unten,
hör meine Frühlingskapelle singen,
seh die Wolken mir zu winken,
rieche den herrlichen Frühlingsduft,
fühl den Krokus neben mir,
lausche dem singenden Tier,
will nie wieder weg von hier,
hol mich jetzt bloß nicht raus,
pflück mir lieber einen schönen Strauß,
mit Narzissen, Veilchen, Enzian
doch ich weiß das Ende naht,
ich lebe nur diesen einzig wahren Traum,
in meinem Raum unter meinem Baum,
es ist der Augenblick der zählt,
hab die falsche Nummer gewählt,
stehe langsam auf unter meinem Baum,
verlasse meinen Traum,
öffne die Augen und stelle fest mit tiefem Sinn,
dass ich wieder mitten in meinem Raum bin.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.11.2002.
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