Ursula Geiger
TOD DER KINDER
Lisa war grad sechzehn Jahr,
als sie ihr erstes Kind gebar.
Sie hat die Schule abgebrochen,
in keinen Job hinein gerochen.
Der Vater, auch ein junger Spund,
vertschüste sich aus diesem Grund.
Die Eltern, selbst in schlimmer Lage,
werden helfen, keine Frage.
Bald darauf das zweite Kind,
auch der Erzeuger weg geschwind.
Nun stand sie da mit ihren Kleinen,
sie konnt den ganzen Tag nur weinen.
Mit Freunden gab`s kein Ausgehen mehr,
ihr Leben war so furchtbar leer.
Die Kinder waren schuld darann,
das sie sich garnichts leisten kann.
Der Zorn in ihre Seele kroch,
drum gab es Schläge noch und noch.
Die Nachbarn zwar das Weinen hörten,
sich aber einen Teufel scherten.
Das Jugendamt sprach manchmal vor,
doch stand es vor veschloßnem Tor.
So nahm das Schicksal seinen Lauf
und Lisa gab jetzt alles auf.
„Warum soll ich nicht auch mal feiern,
so hör die Kinder ich nicht jeiern.“
Sie zog sich an, ging aus dem Haus,
nur einmal aus dem Alltag raus.
Nach Tagen erst fiel jemand auf,
das auf den Fenstern Fliegen d`rauf.
So hat man dann die Zwei entdeckt
und alle waren sehr erschreckt.
Doch keiner gab sich schuldbewußt,
sie hatten davon nichts gewußt.
Was zählt ein Kind auf dieser Welt?
Sie stören und sie kosten Geld.
Jetzt sitz die Mutter zwar in Haft,
doch viele werden nicht bestraft,
die wegsehn um nicht anzuecken
und ihren Kopf im Sand verstecken.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.11.2005.
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