Vadim Pryde

Steril


Metall glänzt so kühl im Neonlicht,
die Kacheln strahlen weiß von den Wänden,
ich sehe im Fenster ein Schatten sich bricht,
gefesselt bin ich an den Händen.
 
Neben mir liegt ein Tuch so rein,
nicht eine Faser das Muster verlässt,
woanders würde ich jetzt gerne sein,
nicht den Rücken an die Lehne gepresst.
 
Die Schale aus glänzendem Stahl neben mir
verkündet den nahenden Schmerz,
das Werkzeug des Leides befind’ sich in ihr,
vor Verzweiflung ermüdet mein Herz.
 
Die Klingen, so sauber poliert und gelegt,
als hätte eine jede einen Namen.
Mein Blut friert zu Eis, als ich mich entsinn,
wann sie mich zuerst holen kamen.
 
Hart drücke und zerre ich an meinem Stuhl,
doch der Raum ist entleert und verdorben,
und mich beschleicht das finstre Gefühl,
vor kurzem ist hier jemand gestorben.
 
Wie Orte die Zeugen der Folterung sind,
man spürt was einst war geschehen,
vergeht jede Spur hier verweht wie vom Wind,
kein Makel in diesem Raum zu sehen.
 
Hastige Schritte aus Gedanken mich reißen,
der Alptraum in weiß schwebt durch die Tür,
zu müde, zu wehrlos zum schlagen, zum beißen,
er kommt um zu holen sich Stücke von mir.
 
Eine klare Bewegung den Griff der Klinge umfasst,
ein sauberer Schnitt trennt meine Haut,
im Blick weder Neugier, noch Reue noch Hass,
und wieder verlässt meine Kehle ein Laut.
 
Doch niemand wird hören, was ich hier schreie.
Wo ich jetzt bin, wird niemand wissen,
niemand wird kommen um mich zu befreien,
noch nicht mal wird mich jemand vermissen.
 
Schreie und Schmerzen sind was mir noch bleibe,
die Tage gezählt – lange dauert’s nicht mehr,
und trag’ ich nicht viel mehr in meinem Leibe,
die Tränen sind alle und das ist lange her.
 

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