Wolfgang Luttermann

Du bist das Wunder

Eines Tages hier im Park
schlug das Schicksal zu sehr stark
ziemlich schwach und schien auch krank
so saß ein Mann hier auf der Bank.
 
Um sich herum die Plaktiktaschen
mit halb vollen und leeren Flaschen
er wirkte müde doch zufrieden
mit dem Inhalt seiner Tüten.
 
Obwohl er mit dem ganzen Plunder
zufrieden aussah wie das deutsche Wunder
da stolpert ihm plötzlich in die Quer
ein alter Mann, gleich so wie er.
 
Setzt sich stöhnend auf die Bank hernieder
unter starken Schmerzen seiner Glieder.
Die beiden warn etwa im gleichen Alter
es blies gar schon ein Wind, ein kalter.
 
Der neue schien doch rege, munter
war er doch auch ein deutsches Wunder.
Beugt lässig vor sich und zurück
und würdigt spöttisch einen Blick.
 
Er runzelt kummervoll die Stirn
weil Fragen ziehen durch sein Hirn.
Was hat der Kerl wohl in der Tasche
etwqs zu Essen oder Flasche?
 
Da saßen nun der Männer zwei
und taten grad so einerlei
so als einer schon zuviel
war es beiden im Gefühl.
 
Ach ja, seufzt einer tief aus dem Gemüte
und griff in seine Plastiktüte.
Viel Lärm in der Stadt hektisch das Land
die Flasche Rotwein in der Hand.
 
Mit den letzten Zähnen die Flasche entkorkt
von mächtigen Schlucken den Rotwein entsorgt
Ein lauter Rülpser, der muß sein
dann packt er die Flasche flugs wieder ein.
 
Ihm hat auch keiner einen Schluck angeboten
auch wenn gezittert ganz toll seine Pfoten.
Erst kommt die Hose und dann das Hemd
wo kriegt Otte den Stoff her, wenn`s bei ihm einmal klemmt.
 
Da greift der Nachbar auch in sein Bündel
holt Wurt und Brot raus ein ganzes Pfündel.
Ein praller Ring mit Leberwurst
doch leider nichts für seinen Durst.
 
Streicht sich das Brot mit einem Taschenmesser
spricht höhnisch zum andern, das kommt doch viel besser.
Wer so früh trinkt den roten Wein
wird bald am Tag sehr einsam sein.
 
Da wallt des alten Otto`s Blut
empört trifft er die Wortwahl gut.
Wer nur lebt von Leberwurst und Brot
geht meist früh an Fettsucht tot.
 
Das kann schon sein sprach dann der Kurt
doch hat mein Magen nie geknurrt.
Es maulten beide vor sich hin
bis dass die Sonne etwas schien.
 
Doch wie ein Wunder, was soll man sagen
haben Kurt und Otto sich vertragen.
So fingen nun die beiden Alten
sich lebhaft an, zu unterhalten.
 
Des einen war des andern Schmauss
sie tauschen Wein und Brot sich aus.
Kurt trank des Otto`s roten Wein
und Otto zog die Wurst sich rein.
 
Damit erweckte fast der Schimmer
das die zwei Freunde war`n schon immer.
Zuerst begann Otto zu erzählen
wie er sich mußt durch`s Leben quälen.
 
35 Jahr hab ich geschafft
nie im Urlaub, nix gerafft.
als ich dann anfing zuviel zu saufen
ist mir die Emma weggelaufen.
 
Meine Emma Scheibenkleister
durchgebrannt zu meinem Meister.
Dieser war auch noch mein Boss
ein rießen Arschloch hoch zu Ross.
 
Als die Not dann richtig groß
war ich auf einmal arbeitslos.
Dieser Drecksack ohne Gewissen
hat mich einfach rausgeschmissen.
 
Die paar Mark Arbeitslosengeld
waren auch nicht voll die Welt.
Danach dann nur noch wenig Stütze
war wie im Ozean die Pfütze.
 
Das Sozialamt sagt mir, falte die Hände
in ein zwei Jahren gibt es Rente.
Wenn bis dahin, so wir hoffen
ist die Kuttel noch nicht abgesoffen.
 
Auch schön fleißig weiter klebst
falls du überhaupt noch lebst.
Die soll`n mich doch all verschonen
ich mach mir keine Illusionen.
 
So leb ich in den Tag hinein
und lasse fünfe gerade sein.
Mir egal, ob sie Heute oder Morgen
den alten Otto mal entsorgen.
 
Hör mir doch auf mit dem Gejammer
als käm`st du aus der Folterkammer.
Wie auch immer und außerdem
ist da ein Fehler im System.
 
Ich war 30 Jahr lang Unternehmer
knochenhart und kein Bequemer.
vor allem war ich munter
beteiligt an dem Wirtschaftswunder.
 
Will sagen, ich hab gut gelebt
aber leider kaum geklebt.
Hätt ich mal, säß ich nicht krank
hier mit dir auf dieser Bank.
 
Leb zur Zeit ich nur von Spende
wahrscheinlich seh ich niemals Rente.
Da gibt es nicht viel zu verzetteln
den Rest des Lebens geh ich betteln.
 
Bei meiner Emma ging`s mir gleich
sie war nur bei mir als ich noch reich.
Sie ist einem meiner Leute weggelaufen
als der anfing, so wie du, zu saufen.
 
Doch als ich dann letzlich Pleite
suchte Emma schnell das Weite.
Kurt und Otto erzählten immer fort
das eine gab das andere Wort.
 
So vergingen viele Stunden
da Sinnesbrüder sich gefunden.
Sie aßen und sie tranken fleißig
doch merkten nicht den Wind, wie eißig.
 
Und dann sind diese beiden Braven
auf dieser Bank dann eingeschlafen.
Und siehe da am nächsten Morgen
warn sie beide ohne Sorgen.
 
Nicht nur daß bitterkalt die Ohren
Kurt und Otto warn erfroren.
Saßen lächeln friedsam auf der Bank
als wollten sie sagen, Emma hab Dank.
 
Nur die Emma diese Flunder
ist ja auch das deutsche Wunder.
So ist das Leben, die Erde geborgt
Otto und Kurt die werden entsorgt.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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