Norbert Wittke
Winterlandschaft
Weiß gezuckert hat die Natur vor mir das ganze Land.
Häuser, Bäume, Büsche, alles ist bedeckt von feiner Last.
Vom Lahnhöhenweg fällt mein Blick auf dieses Zauberland,
die tief verschneiten Wege verhindern schnelle Hast.
So stapfe ich voran durch diesen tiefen Schnee.
Und meine Augen wandern durch hereinbrechende Dunkelheit.
Lampen aufgreiht wie Perlen bieten ein sterniges Defilee.
Ferne Stille macht sich in der Märchenlandschaft breit.
Doch ich höre auf einmal heiseres wildes Geschreie.
Vom Horizont her treiben Wildgänse ihren Keil.
Sie fliegen in enger Kolonne und sind doch Freie.
Und jede Gans hat am Gelingen ihres Fluges ihren Anteil.
Es sieht fast so aus wie bei einem großen Fahrradrennen,
breit gefächert im Windschatten geht es zügig voran.
Es folgt ständiges seitlich zurückfallen und sich trennen,
und die Lücken werden von Nachfolgenden geschlossen wie nach Plan.
Ihre Rufe werden beim Weiterfluge immer schwächer.
Bis Ruhe wieder einkehrt in die weiße Winterlandschaft.
Alles liegt vor mir wie ein aufgeschlagener Fächer,
und überwältigt haben meine Augen alles aufgerafft.
Wie im Märchen hat Frau Holle hier ihr Bett gemacht,
und ihre weißen Federdaunen haben auch Hässliches überdeckt.
Und ich merke in mir ist wieder das Kind erwacht
und habe dabei verschüttetes Inneres wieder neu entdeckt.
Am 28. Dezember 2005 nach einem Winterspaziergang zwischen
Nievern und Bad Ems geschrieben. Die Gänse haben mich fasziniert.
Norbert Wittke
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.12.2005.
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