Gevatter Tod ist schon da, jetzt wird es Zeit,
Die Aasgeier stehen Spalier bereit!
Zu Grabe getragen wird die alte Tante.
Dem Sarge folgt der Pulk buckliger Verwandte!
Sie verwahrte ihren Sparstrumpf versteckt unterm Kissen.
Steckt sicher ne Menge drin will jeder Aasgeier wissen?
Jahrzehnte gespart, kam zusammen sicher sehr viel?
Jetzt aber erst mal vergießen Tränen vom Krokodil.
Selbst der soziale, ambulante Pflegedienst impfte ständig ihr ein:
„Mach niemandem auf, nur uns allein lasse herein, -
Denn wir sind die einzigen, die es meinen mit dir gut!“
Erschlich sich das Vertrauen die fette Pflege-Schwester Ruth.
Im Krankenhaus verstarb Tante Hedel um acht Uhr und zwanzig Minuten.
Bereits zehn Minuten später trat Ruth keuchend die Treppe hoch sputen!
Durchwühlte die verwaiste Wohnung nach dem Zaster in bar
Und nahm sonst noch mit, was nicht niet- oder nagelfest war.
Früh am nächsten morgen eilten zur Bank die schwarzen Raben.
Jeder von ihnen wollte alles ganz allein für sich haben.
Selbst der alte Cousin humpelte hin mit seinem Meniskus.
Vorschriftsmäßig musste das Institut aber erst Meldung geben dem Fiskus.
Der Strumpf war noch lange nicht das einzig Ersparte.
Ein dickes Sparbuch mit Zertifikaten ihr die Bank aufbewahrte.
Am dritten Tage die Totenglocke über dem Friedhof erklang
Und der Kirchenchor für die Verblichene traurig-schön dazu sang.
Jeder der Geier wünschte den anderen gleich mit ins Loch rein!
Damit er als Erbe möge übrig bleiben allein.
Aus Nachbarn, den Geiern und wenig Freunden bestand die Trauergemeinde.
Neugierig waren erschienen selbst ehemalige Feinde.
Den Nachlass erbte die Nichte, die mit Krücken bereits wurde verhauen,
Von der Verstorbenen, weil sie diese tat schon zu Lebzeiten beklauen!
Denn es wurde nur das alte Testament aufgefunden,
Während das neue blieb wie durch Geisterhand verschwunden?!
© Frapenero ( Di. 14.02.2006 )