Yamina Canzler

Da oben

Du stehst da oben.
 
Meilenweit entfernt von All dem, was um dich geschieht.
 
Du stehst da oben.
 
Vor dir ein Meer aus Gesichtern und Händen.
 
Die Gesichter verzerren ihre Münder zu jubelnden Rufen.
 
Die Hände strecken sich bedrohlich nach dir aus.
 
Du steckst da oben in deiner Haut.
 
Fühlst dich ziemlich scheiße
 
Aber lächelst dein innig geliebtes Lächeln.
 
Deine Augen glänzen im Scheinwerferlicht.
 
Die Gesichter sind rot und hitzig.
 
Die Rufe sind fordernd und durchdringend schrill.
 
Du fürchtest dich vor den Händen und vor ihrem Griff.
 
Du stehst da oben.
 
Eigentlich solltest du dich in Sicherheit wägen.
 
Doch du fühlst dich präsentiert .Ein Objekt, nichts weiter.
 
Eingekauft, bezahlt, prostituiert.
 
Du sollst Gefühl geben, du sollst keinen Anspruch auf ein Ich haben.
 
Ach, du kennst das ja. Es war nie Anders.
 
Die Bühne sollte deine Heimat sein.
 
Doch jetzt ist es ein fremder grausamer Ort.
 
Nichts an dem bereitet dir Freude.
 
Es ist alltäglich, routiniert und uninteressant.
 
Gefühlvoll schmetterst du ausgelutschte Lieder in den Raum.
 
Die Masse begeistert sich und ist auf eine kitschige Weise berührt.
 
Früher fandest du es faszinierend, es hat dir sogar gefallen.
 
Jetzt findest du es peinlich, dieses geteilte Gefühl, das sie nicht kennen.
 
Später werden sie nach hause gehen, zufrieden und glücklich.
 
Aber du wirst nirgendwo hingehen. Du bleibst in deinem Gefühl.
 
Und du weißt, dass das was du gegeben hast nicht reichen wird.
 
Sie werden wieder kommen und noch mehr fordern.
 
Sie wollen dich, mit Haut und Haar. Voll und Ganz.
 
Sie sind ungenügsam und nicht zu sättigen.
 
Es ist lästig und schmerzt, weil sie Grenzen überschreiten.
 
Worte erreichen sie nicht. Sie hören nicht hin.
 
Du machst gute Miene zum bösen Spiel.
 
Innerlich zerreißt es dich.
 
Aber damit musst du klarkommen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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