Alexander Fakoó
Der alte Mann
Täglich fast zu selben Stunde seh' ich einen alten Mann
auf dem Weg zu der Kantine, kaum dass er noch gehen kann.
Manches Knopfloch seines Mantels sah den Knopf schon lange nicht.
Doch der Schal sitzt stets gerade und der Hut krönt sein Gesicht.
Seine Schritte sind beschwerlich, leicht gebeugt, sein Stock ihn stützt.
Kurze Strecken, lange Pausen, glücklich, wenn er erstmal sitzt.
Zittrig öffnet er die Börse, Schulden macht er wirklich nicht.
Leis' doch deutlich seine Wünsche und ein Lächeln im Gesicht.
Viele Menschen sind behilflich wenn es nicht geht, wie es soll.
Lassen ihm auch seine Schrullen, nehmen ihn trotzdem für voll.
Manchmal lauschen sie den Worten aus der fernen Jugendzeit.
Er ist weit herumgekommen, zum Erzählen gern bereit.
Kürzlich sah ich seine Tochter, war in Eile, niemals Zeit.
Viel zu langsam schien der Vater, stets zu warten nicht bereit.
Alles nahm sie aus den Händen. "Wart', ich mach das!" immer zu.
Was er anfing übernahm sie. Kein Verständnis, keine Ruh'.
Was wird wohl in zwanzig Jahren, wenn sie in dem Alter liegt?
Das Gefühl zu nichts mehr nutze schwerer als ein Grabstein wiegt.
Lasst dem Alter seine Würde, das zu tun, was er noch kann.
Und verzeiht die vielen Schwächen, gebt ihm Zeit, dem alten Mann.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2006.
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