Sonja Nic Rafferty
Straße der Freiheit
Wir schwammen nur einen heißen Sommer lang
Auf den sanften Wogen unserer Verliebtheit
In den Fluten der Abendröte bei La Marsa
Das Salz des Meeres brannte in meinen Augen
Längst nicht so heftig wie meine Liebe zu dir
Als die Jugendzeit sich schon verabschiedet hatte
Schritten wir Hand in Hand ein kleines Stück
Des Lebens auf der Rue de Liberté unter Palmen
Ich spüre noch den Duft der zarten Jasminsträuße
Die wir gerne den Straßenkindern abkauften
Ihr bezauberndes Lächeln gab es immer gratis
Weiß der regnerische norddeutsche Himmel
Warum ich gerade heute an die Zeit denke
Als wir vor 33 Jahren mit dem Sammeltaxi
Die staubige Straße am Rande der Wüste befuhren
Umgeben von Menschen mit weißen Gewändern
Die in der Hitze des Fahrtwindes meine Haut streiften
Vorbei an Karawanen und Händlern mit Melonen
Deine Liebesbriefe waren wie Poesie des Orients
Ich bewahre sie im Herzen und in einer Schachtel
Mit verblichenen Fotos die lebendig werden müssten
Nur für einen Augenblick jetzt Merci mon amour
Obwohl es mich für immer zurück in den Norden zog
Gelebtes Leben ist Balsam auf meiner Seele
Die kein Fata Morgana-Wagnis zulassen wollte
Doch wie ein Traum überfällt mich die Erinnerung
Und mit dem Sandsturm ist Unüberwindliches verweht
Wir besaßen nicht den Reichtum der Betuchten
Dennoch hat uns das Schicksal großzügig beschenkt
Denn wir durchwanderten einst die Straße der Freiheit
© März 2006 ~ Sonja Nic Rafferty
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.03.2006.
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