Walter Baader
Der Vampir
Es betritt am späten Abend,
die Apotheke ein Vampir,
nach einer Blutkonserve fragend
und er zahle auch dafür.
"Damit kann ich euch nicht dienen,
hab Konserven nicht zur Hand.
Führ’ Schmerztabletten, Gips und Schienen,
Tropfen, Spritzen, Gummiband.
Doch einen Rat will ich euch geben,
entwöhnt euch eurer Präferenz,
denn euer ungesundes Leben,
gefährdet eure Existenz."
"Ach könnt’ dagegen ich was haben,
ein Rezept, das man verschreibt.
Würd’ bestimmt kein Blut mehr laben,
wenn es mir die Gier vertreibt."
"Ich misch euch etwas, ein paar Tropfen,
da braucht Ihr nie mehr wieder Blut.
Dazu dann, ein Extrakt aus Hopfen,
beruhigt auch eure inn’re Glut
Und wollt Ihr nach den Tropfen speisen,
dann habt Ihr große Lust auf Brot,
braucht keinen Menschen mehr zu beißen
und leidet niemals wieder Not.
Ich fertig’ gleich besagtes Mittel.
Es dauert gar nicht mal so lang.
Nehmt unverzüglich jetzt ein Drittel,
dann entschwindet rasch der Zwang."
Dem Vampir war Ruh beschieden,
erleichtert war er und sehr froh.
Auch der Apotheker war zufrieden
mit seinem kleinen Placebo. (Aua)
Doch leider war nur kurz die Wohltat,
soeben schloss sich leis’ die Tür,
man wünschte sich noch gute Heimfahrt,
da stand der Beißer wieder hier.
„Ach, helft mir schnell mit eurem Brot,
ich hab den Einkauf glatt vergessen.“
„Hurra, es hilft - ich danke Gott -
welche Sorte wollt Ihr essen?“
„Das ist mir wirklich ganz egal“,
sprach er mit Beben um die Lippen,
„Ich brauch ’s für den Verkehrsunfall,
da gibt es reichlich was zu stippen.“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.05.2006.
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