Bei uns am Land’, vor vielen Jahren,
die Menschen noch recht einfach waren.
Sie verbrachten, wie uns bekannt,
die Jugendzeit meist auf dem Land.
Verwitwet war der Bauer Stuss,
der in der Stadt was richten muss.
Der Sohn, der grad Geburtstag hat,
durft’ erstmals mitfahr’n in die Stadt.
Dem Sohn gefiel die Stadt doch sehr,
lief er mit Staunen dort umher
und fragt den Bauern nach den Wesen,
mit langen Haaren, Rock und Besen.
Die seien doch sehr fein und schön,
das habe er noch nie gesehen
und fleißig sind sie, niemals faul,
musst Sie nicht treiben, wie den Gaul.
Wo immer auch die Arbeit liegt,
wird sie geschafft, ganz stillvergnügt.
Wo immer ist ’mal Not am Mann,
packen Sie gleich kräftig an.“
„Ach, das sind Frauen,“ sagt der Papa,
in deinem Alter, nimmt man Sie war.
Nimm dir eine, sei nicht doof,
vielleicht geht sie mit - mit dir zum Hof.“
Und bevor man sich verschaut,
hat der Sohn schon seine Braut.
Die, kaum ehelich verbunden,
sich auf dem Weg zum Hof befunden.
Der Vater bleibt noch in der Stadt,
weil er dort zu tun hat.
Verspricht dabei ganz unbeirrt,
dass er in Bälde folgen wird.
Der Bauer trifft nach Tagen ein
und findet seinen Sohn - allein.
Es war das Haus, der Hof, der Stall
sehr ordentlich, auf jeden Fall.
„Wo ist die Frau, kann’s kaum erfassen,
hat sie dich etwa schon verlassen?“
„Lieber Vater, du musst verstehen,
ein Unglück ist uns just geschehen.
Sie ging recht flott auf leichten Sohlen,
schon gestern früh zum Wasser holen.
Zurück kam Sie dann nur gekrochen,
weil sie den Knöchel sich gebrochen.
Und als sie mich um Hilfe bat,
da wusste ich kein andren Rat.
Ich habe Sie, wenn auch verdrossen,
wie unsern Gaul, ganz schnell erschossen.“
© P.W. Baader