Bernd Rosarius
Einen Tag für Mutter
Mutter wollte nicht den (Mutter)Tag.
Sie wollte das man an sie denkt,
wenn man es von Herzen mag,
und ihr dann Beachtung schenkt.
Ich kenne sie doch ganz genau,
und greife schnell zum Telefon.
Sie lebt allein, die alte Frau.
Sie hat nur mich, den fernen Sohn.
„Mutter sag, wie geht es dir?"
Ich schüttele mein karges Haupt,
was für ein Quatsch erzähl ich hier,
Floskeln sind heut nicht erlaubt.
Mutter geht es auch nicht gut,
doch wird sie niemals klagen.
Im Gegenteil sie macht mir Mut,
die Wahrheit wird sie mir nicht sagen.
Sie spricht nicht gerne über sich.
„Wie geht es Dir mein lieber Junge,
du weist es doch, ich hab nur dich,
achte strikt auf Herz und Lunge“.
Ich halt den Hörer in der Hand,
und es schlägt mir mein Gewissen.
Ich sehe ihr Bildnis an der Wand,
ich hätte zu ihr fahren müssen.
„Mach dir bitte keine Sorgen,
ruft sie mir noch leise zu.
Genieße doch den schönen Morgen,
und komme endlich mal zur ruh.“
Mutter macht es mir sehr leicht,
sie gibt mir deutlich das Gefühl,
das ein Gespräch schon völlig reicht,
schon meine Stimme gibt ihr viel.
Muttertag den mag sie nicht.
Auch nicht einen Blumenstrauß.
Sie mag lieber ein Gedicht,
das schicke ich heut noch hinaus.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.05.2006.
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