Melissa Behring

Zwei Welten

Ein kleines Kind, fünf Jahre alt,
kein Leben wie im Bilderbuch.
Der Vater kommandiert und schreit,
die Mutter stets pariert, und weint.
Unterdrückung und Verzicht, Tag für Tag,
das Kind dies nicht zu sehen vermag.
 
Die Welt des Kindes jäh zerbricht,
als der Tod sie überfällt.
Das Kind darf nicht weinen, das ist ein Verbot,
und die kleine Seele gerät in Not.
Das Leben ändert sich an diesem Tag,
das Kind dies nicht zu sehen vermag.
 
Ein kleines Kind, neun Jahre alt,
kein Leben wie im Bilderbuch.
Der Vater kommandiert und schreit,
die Mutter stets pariert, und weint.
Unterdrückung und Verzicht, Tag für Tag,
das Kind dies nun zu sehen vermag.
 
Die Welt des Kindes jäh zerbricht,
als der Tod sie überfällt.
Das Kind beweint den leeren Platz,
doch er wird nicht neu besetzt.
Das Leben ändert sich an diesem Tag,
das Kind die Qual zu spüren vermag.
 
Ein junger Mensch, vierzehn Jahre alt,
ein Leben wie im Krieg, ein Scheidungskind halt eben.
Die Eltern streiten sich, tagein, tagaus,
und Gegenstände fliegen.
Der junge Mensch, schüchtern und verschreckt,
lebt längst in seiner eigenen Welt.
 
Die reale Welt jäh zerbricht,
als der Tod sie überfällt.
Es wird beweint der leere Platz,
doch er wird nicht neu besetzt.
Die eigene Welt, voller Farben und Glück,
lässt die innere Qual nicht zu.
 
Ein junger Mensch, achtzehn Jahre alt,
einsam, gefühllos und innerlich kalt.
Die Eltern leben nun getrennt,
die eigene Welt, sie brennt.
Das Leben ändert sich an jedem Tag,
der junge Mensch dies nicht zu sehen vermag.
 
Die reale Welt existiert nicht mehr,
alles ist ein böser Traum.
Der Job ist mies, die Freunde weg,
wozu denn da noch leben?
Als einziger Freund in der eigenen Welt
ist die Magersucht geblieben.
 
Ein junger Mensch, neunzehn Jahre alt,
ist am Ende seiner Kräfte.
Die Beine tragen ihn nicht mehr,
die Seele ist schon lange leer.
Der einzige Weg scheint der Selbstmord zu sein,
doch plötzlich: ein kleiner Sonnenschein.
 
Die eigene Welt öffnet das Tor,
der junge Mensch kriecht langsam hervor.
Die Kraft kehrt in die Glieder zurück,
das Herz pumpt wieder Leben und Glück.
Alles scheint nun wieder normal,
doch die eigene Welt ist noch immer real.
 
Ein junger Mensch, zweiundzwanzig Jahre alt,
steht zwischen zwei Welten.
Drei lange Jahre, ein harter Kampf,
und doch ist die eigene Welt geblieben.
Jeder Tag ein neuer Kampf,
der auch der letzte sein kann.
 
Ein junger Mensch, dreiundzwanzig Jahre alt,
schmiedet Zukunftspläne.
Die eigene Welt existiert nicht mehr,
das Leben ist zu kostbar dafür.
Jeder Tag eine neue Chance,
die das Leben zu ändern vermag.
 
18.08.2006
 
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.08.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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