Ingrid Drapala
Alkohol
Ich geh in die Kneipe--- und bestell mir ein Bier Und nehme mir vor--- ich bleib nicht lange hier
Die Zeit verrinnt--- hab nicht mehr dran gedacht Da stehn auf dem Deckel--- mittlerweile schon acht
Der Wirt schmeißt gerade--- nen Besoffenen raus Und mir ist ganz klar--- ich geh gleich nach Haus
Ein einziges noch--- dann werde ich gehen Auf meinem Deckel--- da stehn bereits zehn
Ich muß aufs Klo--- find dort eine Frau
Sie liegt auf dem Boden--- ist sternhagelblau
Ich stell mir die Frage--- nach dem Sinn des Lebens Doch ich find keine Antwort ---völlig vergebens
Natürlich bleibe ich nun--- noch etwas hier Und auf dem Tresen steht schon--- ein neues Bier
Es folgen noch--- so zwei bis zehn
Und wieder nehm ich mir vor--- jetzt langsam zu gehen
Ein Kerl betritt die Kneipe--- in einer Leder-Kombi Sein Gesicht erinnert--- an das eines Zombie
Er fragt mich gleich--- bist du schon lange hier Und ich trinke mit ihm--- so mein dreißigstes Bier
Ich spüre--- wie meine Sinne schwinden
Und nehme mir vor--- noch einen zu trinken
Der Wirt steht gebeugt--- über der Kasse Und zählt schon--- die eingenommene Asche
Gerne würde ich noch--- ein letztes Bier bestellen Doch der Wirt beschließt--- die Stühle hochzustellen
Dann wank ich nach Hause ---und fühl mich allein Und nehme mir vor ab morgen--- laß ich das Saufen sein
Mittags werde ich wach--- noch etwas benommen Und frag mich--- wie bin ich hier hingekommen
War ich etwa ---schon im Delhier
Am besten ich trinke--- erst mal ein Bier
Warum geht es mir--- so beschissen
Will ich--- von meinem Hausarzt wissen
Er schreibt mir ne Überweisung--- in eine Klinik Und meint mein Problem--- sei wirklich schon riesig
Für die Klinik muß ich noch--- ein paar Sachen kaufen Doch erst geh ich mir--- mal einen saufen
Wach werde ich--- auf der Intensivstation Bin ich--- bei den Engeln schon?
Wie komm ich hier her--- will ich vom Pfleger wissen Doch der drückt mich zurück--- in meine Kissen
An Händen und Füßen--- bin ich feste fixiert Was ist denn--- um Gottes Willen passiert
Auf meiner Decke--- seh ich Spinnen laufen Und wünschte mir--- ich hätte was zum Saufen
In der Infusion ---schwimmen große Fische Doch meine Hände sind fest--- so dass ich keine erwische
Ich bin wütend und tobe---beginne zu schrein Dann schlaf ich auch schon ---von der Sedierung ein
Wieder wach spüre ich--- mein Mund ist ganz trocken Die Ärzte erzähln mir--- ich hätte erbrochen
Mein Körper schmerzt mir--- ich kanns nicht verstehn Wie gerne würde ich ---jetzt einen trinken gehen
Die Ärzte stehn vor mir--- mit ernster Miene Meine Atmung übernimmt nun--- eine Maschine
In meiner Harnröhre ---steckt ein Schlauch Voll aufgetrieben--- ist mein Bauch
Sie sprechen--- von einer Leberzirrhose
Und die hätte ---eine schlechte Prognose
Ich hör schon wie um mich ---die Englein tanzen Und mein Körper beginnt wieder mal--- sich zu verkrampfen
Wieder bei Sinnen ---seh ich Blut auf meinen Kissen Man sagt ich hätt mir--- im Krampf auf die Zunge gebissen
Sie haben mir einen Keil--- zwischen die Zähne geschoben Mein Körper ist zu schwach--- um deshalb zu toben
Ich fühle mich--- wie in einem Rausch
Mein Herz schlägt schwach--- dann hört es auf
Meine Augen blicken starr--- wie eingefroren Ich habe--- gegen den Alkohol verloren
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2006.
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