süss – sauer – bitter – salzig
Ein Quietschen und Knarren trieb mir kalte Schweißtropfen aus der Haut. Sie begannen im Nacken sich durch die Poren zu quetschen und krochen feucht und salzig hinunter. Wirbel für Wirbel, bis dort, wo diese Hügellandschaft von einem Tal abgelöst wurde und sich der angesammelte Angstschweiß in einem Rinnsal weiter abwärts bewegte.
Ich hielt den Atem an und lauschte. Beinahe unheimlich und wie unter zwang griff eine Hand hinter die nun offene Vorratsschranktür nach den Schubladen und zog eine nach der anderen heraus.
Ich spürte das Herz in meinem sich verengenden Halse schlagen, während sich zwei gierige, scheinbar süchtige Augen, in die Laden bohrten. Sackchen für Säckchen und Dose für Dose abtastend.
Vergeblich – die Schubladen gingen wieder zu, die Kastentüren schlossen sich.
Wieder dieses Quietschen, abermals ein banges Innehalten – dann….. öffneten sich die Türen des nächsten Schrankes. Das schaurige Spiel begann von Neuem, ging die Schrankkolonne gangaufwärts.
Zwei Beine, denen die Umgebung keinesfalls fremd zu sein schien, bewegten sich auf Zehenspitzen vorwärts, hielten kurz vor dem Wäscheschrank inne. Nein! Hier konnte doch nicht… Aber wer weiß, nichts war unmöglich.
Der große Schlüssel, der durchaus mit jener einer Kirchentür oder eines Burgtores konkurrieren konnte, drehte sich behutsam. Drei Riegel des schmiedeeisernen Schlosses bewegten sich rückwärts und die Tür ging auf.
Zwei Hände glitten Fach für Fach über die Wäschestöße und in alle Zwischenräume.
Die Spürnase war sich ganz sicher, kurz vor dem Ergebnis ihres Schnüffelns zu stehen. Immer höher hantelten sich die Hände, konnten aber doch nur zwei Drittel der Schrankhöhe erreichen. Nun tappten auch noch die Füße in den Schrank und auf die Fächer. Plötzlich neigte sich das mächtige Ding nach vorne. In letzter Sekunde gelang der Absprung. Beinahe wäre das Schleckmaul auf der Suche nach Weihnachtsbäckerei begraben worden.
So nahe am süßen Ziel! Das war bitter! Salzverkrustete Augen suchten das Bett und mit den kleinen schrankerfahrenen Händen und Füßen und allem was sonst noch zu mir gehörte, kroch ich hinein. Ich war echt sauer und maßlos enttäuscht ob der Hartherzigkeit der Großen, die ein solch übles und gefährliches Versteck ausgesucht hatten.