K.N.Klaus Hiebaum
D U_____M E I N _ W I N D R A D ______abg Band X, Kap. 4
L I E B E ist . . .
die Früchte der Gemeinsamkeit
nicht verfaulen zu lassen
Band X , Kapitel 4
A B T E I L U N G S L E I T E R
im Obstmagazin
Da ich von meinem Tischlermeister und der Handlangerarbeit nicht begeistert war, war ich sehr froh, dass ich von unserem Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden das Angebot bekam, in seinem Obstmagazin als Vorarbeiter der Sortiererinnen und als technischer Betreuer der entsprechenden Geräte, zu arbeiten. Meine Hauptaufgabe bestand in der täglichen Arbeitseinteilung. Wie viele Personen am Förderband benötigt wurden, regelte sich nach der Qualität der Ware. Größe und Gewicht wurden automatisch sortiert. Äpfel mit Schorf, Stippe und ähnlichen Krankheiten, sowie angeschlagenes oder stengelloses Obst mussten händisch sortiert werden. Dann musste sowohl die von Hand als auch die maschinell sortierte Ware, stichprobenweise überprüft werden. Je nach Resultat wurden einzelne Sortiererinnen zu mehr Genauigkeit „ermutigt“ oder die Gewichtsfedern am Förderband reguliert.
Oft genug spielte die Technik ihre Streiche. Bei längerem Ausfall mussten alle Arbeiterinnen sofort umorganisiert werden. Dann wurde das Obst überprüft, das schon einmal sortiert und längere Zeit eingelagert war. Es wurde auf Fäulnis oder Überreife überprüft. Hier genügte dann eine Dreiteilung in A, B und C-Klasse. Andere Arbeitstrupps waren damit beschäftigt, sortiertes Obst zu wiegen und in Säckchen (B-Ware) zu verpacken oder als 6-Stück-Pappkartons (A-Klasse) oder in Steigen mit vorgeformten Mulden einzusetzen.
Neu war mir, dass Frauen die ihre Tage hatten, nicht in Kontakt mit Obst kommen durften, da dieses sonst eher fäulnisanfällig wurde. Diese Frauen wurden dann zu Putz oder Aufräumarbeiten eingeteilt. Es gelang mir den Chef davon zu überzeugen, diese Einteilung entweder von seiner Frau oder der Vorarbeiterin machen zu lassen, da es für die Sortiererinnen sicherlich nicht angenehm war, einem Mann jeweils ihre „Tage“ zu offenbaren.
Schlussendlich gab's dann noch eine Arbeit, für die ich zuständig war, aber nicht sein wollte. Immer wieder wurde verlangt, Oststeigen zu manipulieren. Dies bedeutete, dass die Äpfel, die am Rand und an der Oberfläche sichtbar waren, aus bester Qualität zu sein hatten, während die „unsichtbaren“, ca. 70 %, von geringerer Güteklasse waren.
Ob damit nur der Kontrolleur vom Zoll ausgetrickst wurde, oder ob gar der Käufer betrogen wurde, entzog sich meiner Kenntnis.
Jedenfalls sah ich mich damals nicht in der Lage, dies mit meinem Gewissen vereinbaren zu können, und indirekt mitschuldig an dem Betrug zu sein. Besonders ärgerte ich mich darüber, dass der Hauptverantwortliche dafür nicht „irgend ein“ Geschäftsmann, sondern der Vorsitzende „meines“ Pfarrgemeinderates war, und wie ich ebenso Lektor und Kommunionspender.
Der „Heiligenschein“, den er außerhalb seines Betriebes trug, war schon von weitem sichtbar, dementsprechend war er bekannt und angesehen.
Nur mir ging der Schein zu sehr ins Rötliche und ich wollte nicht länger an dieser Suppe „mitkochen“. So war auch diese Erfahrung von kurzer Dauer und ich zog es vor, lieber ein ehrlicher Handlanger mit geringem Lohn zu sein, als ein Abteilungsleiter mit schmutzigem Gewissen.
Inzwischen hab ich so viel Negatives auch in kirchlichen Betrieben erlebt, dass mir heute klar ist, dass ich mit meiner damals radikalen Einstellung niemals „Karriere“ machen konnte.
L I E B E ist . . .
den Partner nie zu demütigen
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.10.2006.
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