Lizzy Tewordt
Das letzte Glück
schön ordentlich, wie jeden Tag.
Von einer Spange fein gehalten,
so, wie sie es am Liebsten mag.
Nun sitzt sie hier vor ihrem Häuschen
auf einer Bank mit Blick zum Meer.
Hier kommt sie schon seit vielen Jahren
im Sommer immer wieder her.
Sie öffnet mit den alten Händen
den Knopf der Bluse, einfach so,
legt ihren Kopf tief in den Nacken,
schließt ihre Augen, lächelt froh.
Dann schiebt sie ihren Rock nach oben
und spürt den Wind auf nackter Haut.
Das wollte sie schon lange machen,
doch hat sie sich niemals getraut.
Die rechte Hand greift zittrig langsam
hinauf zur Spange,öffnet sie.
Die weiße Pracht fällt auf die Schulter,
hübsch sieht sie aus und jung wie nie.
Sie breitet ihre beiden Arme
voll Glück noch einmal gierig aus,
grad bricht die Sonne durch die Wolken
schickt Wärme zu dem kleinen Haus.
Am Himmel ziehen wilde Gänse
laut schnatternd federleicht vorbei.
Die Frau öffnet noch mal die Augen,
fühlt sich beschwingt und sorgenfrei.
Dann kippt sie leicht zur Seite rüber,
der Tod ist gnädig, trägt sie fort.
Mit einem Lächeln auf den Lippen
stirbt sie an ihrem Lieblingsort.
© Lizzy Tewordt
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2006.
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