Wilhelm Braisch

Der Sohn

Zwischen Mutter und Vater schlummert der Sohn.
Die Mutter rechtfertigt; „was macht das schon?!
Die ganze Woche ist das Bett neben mir leer
und dein Sohn der vermisst dich - auch sehr.“
Seine Hand tastet - er will im Schlaf wissen
ob Papa auch wirklich liegt auf seinem Kissen.

Ganz Früh, entzieht Papa sich sachte seiner Hand
in Richtung Küche tastet er sich ab an der Wand
um ihn nicht zu wecken, macht er kein Licht,
der Wecker bleibt stumm, es ruft ihn die Pflicht.
Schnell einen Kaffee - in die Kühltasche, wie üblich
beruhigend sagt er seiner Frau, er mache es richtig.

Es scheint die Woche währe nie gewesen so lange
und fühlt in ihrem Herzen - ist ihr seltsam bange…
„Mama, fährt Papa auch bei Schnee und Wind?“
„Komm, sei brav und geh ruhig schlafen mein Kind
ich werde dir eine schöne Geschichte erzählen,
für Papa tun wir ein frommes Gebet auswählen!“

Sohn springt hoch, vom Schlaf noch benommen;
„wach auf Mama- Papa wird gleich kommen…!
Ich sah ihn im Traum, ich erinnere mich kaum,
da sah ich sein Auto - Straße glatt… einen Baum!“
„Nur ein Traum Sohn, gleich ist er aber bei dir
geh tu ihm, wie üblich, in Kühlschrank sein Bier!“

Ein Anruf gleich vormittags, es ging um Papa;
„ Muss fort Sohn, sei brav, bin gleich wieder da!“
„Wenn du Papa mitbringst, will ich schön warten,
darf ich bis dahin aber auch spielen im Garten?“
Daheim weinend tut sie ihm Haare zitternd glätten.
„Wo bleibt denn Papa, muss er denn wieder verspäten?“

Wie soll ich’s ihm sagen? Ich bring‘s nicht übers Herz!
Doch dann besiegt ihre zitternde Stimme den Schmerz;
„Dein Papa... der musste... in den Himmel... reiten,
wir Irdischen dürfen ihn aber dort nicht begleiten,
als Stern wird er nun unseren Himmel schmücken
wird leuchten und uns „gute Nacht Grüße“ schicken.“

„Du Mama, bleibt es wie Papa es mal versprochen…
er kümmere sich um Morgen und all sonstige Sachen?
Er nahm mich mal in Arm und fing an zu erzählen…
es würde mir in Zukunft, an gar nichts mehr fehlen!?“
Im Schlaf streckt er seine Hand - Gewohnheit halt
doch jede Nacht, neben ihm, bleibt das Kissen kalt.


Mit dieser Geschichte möchte ich ein Gefühl des Glücks vermitteln, denjenigen die noch unter uns Lebenden weilen – Kinder brauchen mehr Verständnis unsererseits, leider haben wir wenig Zeit uns unseren Kindern zu widmen.

Als Fernfahrer habe ich gespürt, wie mein Sohn mich vermisst, indem er im Schlaf sein Händchen nach mir streckte.

Liebe Grüße
Wilhelm Braisch
Wilhelm Braisch, Anmerkung zum Gedicht

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