Karl-Heinz Fricke

Der Tambourmajor

Rothaarig, X-beinig und große Klappe,
das war der Arbeitslose Egon Tappe.
Als die Nazis ans Ruder gekommen,
hat er seine Chance wahrgenommen.
"Heil" zu schreien war nicht schwer,
 so kam er ins braune Heer.
 
Nach kurzer Zeit in der S.A.
führte er schon eine Schar.
Begeistert riß er alle mit,
die Meier, Schulze, Müller, Schmidt.
Spielend marschierten sie durchs Tor,
Tappe agierte als Tambourmajor.
 
In dem braunen Hemd
war er in seinem Element.
Fleißig schwang er den Tambour,
warf ihn übermütig hoch empor.
Die Menge klatschte wie verrückt
und das Großmaul war entzückt.
 
Man sah ihn nur noch in Uniform,
er wurde ein echter Naziwurm.
Das Bier kam nun in großen Kisten,
verprügelt wurden Kommunisten.
Es zitterte die Judenwelt,
wenn sie sah den Tambourheld.
 
Und in der kristallnen Nacht
hat er natürlich mitgemacht.
Da dirigierte Egon Tappe
mit seiner lauten, großen Klappe.
Es waren keine Bretterbuden,
schöne Geschäfte hatten die Juden.
 
Oh wie sie weinten, die Verwirrten,
als ihre Ladenscheiben klirrten.
Mit langen Stiefeln, hoch das Bein
immer in die Scheiben rein.
Auch Egon beteiligte sich daran
und was passierte dem groben Mann ?
 
Ein großes, schweres Scheibenstück
fiel im rechten Augenblick
auf des Rohlings linkes Bein,
lange hörte man sein Schrei'n.
Das Bein wurde später amputiert,
und das hat den Kerl kuriert.
 
Der Major wurde zum Krüppel,
nix mehr mit dem Tambourknüppel.
 
    Karl-Heinz Fricke 14.11.2006
 
 
  Anmerkung: Eine wahre Geschichte, die sich damals zugetragen hat.

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