Christine Bouzrou
" Der alte Kirchturm "
Lang war ich schon nicht mehr hier,
ein Kind ich damals noch war
soviel hat sich verändert,
doch er steht noch immer da.
Groß, mächtig, wie viel hat er in all den Jahren gesehen,
wie viel ist wohl seit meinem Abschied hier in diesem Dorf geschehen?
Hell wie eh und je sein Glockenklang, der mir so viele Erinnerungen bringt,
wie eine Symphonie der Vergangenheit sein Spiel in meinen Ohren klingt.
Hier gab Mutter Vater ihr Ja, vor Gott wurden sie zu Mann und Frau,
und auch an meine Taufe muss ich denken wenn ich hoch zu dem alten
Kirchturm schau.
Zur Kommunion ging ich stolz durch seine Pforte,
die schönste Kerze in der Hand,
ja ich weiß noch wie harmonisch und beruhigend
ich sein Glockenspiel empfand.
Aber auch Stimmen der Trauer brachte sein Klang manchmal mit,
dann, wenn man unter dem Verlust eines geliebten Menschen litt.
Wie viele trug man schon zu Grabe,
wie viele hat er überlebt in all den Jahren,
und hell dann seine Glocken klangen, wenn zum letzten Gruße sie zu hören waren.
Und auch mich versuchte er über manch Verlust
zu trösten mit seinem Glockenspiel,
wie damals, als der Schatten seiner Spitze
auf den Sarg der geliebten Mutter fiel.
Die Bäume um ihn herum sind alt
und tragen schon längst keine Blätter mehr,
auch das Elternhaus,
wo ich einst so glücklich war,
steht nun verlassen und leer.
Ein altes Fahrrad lehnt an seiner Mauer,
und ich sehe mich wieder als Kind,
wie ich mit dem meinem Sonntags hinaus zur Messe fuhr,
wo nur all die Jahre sind.
Hinter ihm das Feld voll mit Kornblumen,
die Mutter so liebte, ihr strahlendes blau,
ganz warm wird es mir im Herzen
wenn ich nun hoch zum Kirchturm schau.
So oft ging ich hier entlang,
beschützt und sicher an Mutters Hand.
Vom Bäcker bis zum Bauern man damals
alles in dieser Straße fand.
Sechsmal schlägt er nun,
es wird Zeit für mich weiter zu gehen,
doch einen kleinen Moment bleibe
ich noch vor dem alten Kirchturm stehen.
Sauge ihn noch einmal ein,
diesen vertrauten Klang aus Kindertagen,
bevor ich zu der letzen Ruhestätte der Eltern gehe
um von ihm getröstet leise ihnen Adieu zu sagen.
Doch ich werde wiederkommen,
dorthin wo in seinem Klang die Erinnerungen leben.
Und auch mir wird er eines Tages ein tröstendes
Geläut mit auf die letzte Reise geben.
Denn verlor ich auch mein Herz in der Fremde,
fand dort fern der Heimat mein Glück,
so führt mich doch am Ende,
mein letzter Weg,
zu diesem alten Freund zurück.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2007.
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