Bernd Rosarius
Generationskonflikt
der hatte keinen Pfennig Geld.
Er lebte von der Hand im Mund
und tat dies fröhlich lautstark kund.
Doch er stand sehr gut im Futter,
zu Haus am Tisch bei seiner Mutter.
Doch der Vater schrie ihn an:
„Mein Sohn, so werde endlich Mann.
Gehe fort aus unserem Haus,
von mir aus leb in Saus und Braus.
Lerne endlich selber leben,
wir haben dir genug gegeben.
Wir haben unsere Pflicht erfüllt,
deine Bedürfnisse gestillt.
Dir alle Tore aufgetan,
wenn wir nur eine Chance sahen.
Du hast daraus nie was gemacht,
du hast uns nur noch ausgelacht.
Die Mutter hat den Tisch gedeckt,
du hast die Beine ausgestreckt.
Sag mir Sohn, wann willst du gehen,
hier wird ein anderer Wind jetzt wehen.
Wir möchten jetzt im Alter wissen,
ob wir dich weiter pflegen müssen.“
Der Junge aber sagt genüsslich,
„das Leben ist mir arg verdrießlich.
Zu Hause ist und bleibt es schön,
warum nur sollte ich dann gehen?
Schaut eurem Sohn nur ins Gesicht
Und erkennt dann eure Pflicht.
Reicht mir liebevoll die Hände,
eure Pflicht ist nie zu Ende.“
Die Mutter schreit: „Lass doch das Kind,
weil wir eine Familie sind.“
Der Vater knurrt, verlässt das Haus,
die Mutter sieht sich schon im Aus.
Der Sohn sagt leise: „ ach Mama
Ich bin auch weiter für dich da.“
Und er raucht wie um die Wette,
schon die zwölfte Zigarette.
„Liebe Mama ich brauch Kohlen,
muss Freundin von der Schule holen.
Dann kehren wir noch etwas ein,
ein-zwei Bierchen müssen sein.“
So geht es weiter Tag um Tag,
so wie der Sohn es gerne mag.
Er wird älter – wächst heran
Und wird lange noch kein Mann.
Vielleicht wird er mit dreißig schaffen,
sich beruflich aufzuraffen.
Wenn er die Pflichten nicht erkennt,
findet er das Argument.
Das der Staat die Schuld dran trägt
Und an seinem Stuhlbein sägt.
Viel später dann sagt dieser Junge,
mit seiner allzu losen Zunge.
„ Die Alten leben viel zu lange,
das macht der Jugend Angst und bange.
Viel Rente wirft man hinterher,
die Staatskasse ist heute leer.
Wer wird später uns versorgen?
Von wem können wir uns Zukunft borgen?“
Der Vater tippt sich an die Stirn,
„Sohn, borg du dir erst Gehirn,
Doch einen Rat gebe ich schon,
dein Beruf ist nicht nur Sohn.
Erfüll erst deine Lebenspflicht,
mehr wollen Deine Eltern nicht
Ein Urteil über unsre Alten,
kannst Du ganz still für dich behalten“.
Ich habe mich gestern über eine Diskussion zwischen Jugendlichen und der älteren Generation geärgert.Ich musste meinen Ärger in Verse ausdrücken.Es ist also nicht autobiographisch.Das Gedicht dient zum Frustabbau.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.02.2007.
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