Lothar Krist

Manchmal. II. (Ein erster Dichter aus dem Internet.)


Manchmal
kommen die Worte nur ganz zimperlich.
Sie stellen sich in langer Schlange an.
Sie tropfen von der Schädeldecke gar so zögerlich.
Ich tupfe sie in Zeitlupe dahin
auf ein so sauber weiß papier’nes Blatt.

Manchmal
wirbeln die Buchstaben in meinem Kopf herum.
Sie fetzen hin, sie fetzen her.
Sie explodieren fort zu einem Sternenzelt.
Der volle Mond brennt hell darin.
Dann implodiert auf einmal eine ganze Galaxie.
Oh, wie wunderwunderschön!
Dieses Schwarze Loch in meinem Hirn,
den Satz, den schreib ich hin geschwind.

Manchmal
trommeln ganze Verse auf mich ein.
Sie sind so voller Wut.
Sie haben Niemand gern.
Doch manchmal,
da lieben sie die Ganze Welt.
Ein Ficken ist! `s ist ein Orgientheater!
Die Silben zieh’n sich pudelnackert aus
und treiben’s bunt und alle durcheinand’.
Ich glaub’ es nicht.
Ja, ich habe sogar Angst ganz fürchterlich.

Und doch!
`s ist egal! `s ist ja EU! `s ist heute ja duftend USA!
Ich bin ja ein schon oft gebranntes Kind.
Ich weiß es ja schon lange Zeit.
Der Dichter in mir drin,
der hatte bisher immer Recht.
Ein Streit mit ihm bringt keinen Sinn,
drum schreib’ ich alle seine Gedanken auf ganz schnell,
egal, wie dumm ich sie im Augenblick auch find’.

Und wo?
Ach nee, `s ist doch völlig klar!
Ich weiß, und manchmal auch so gar nicht nett.
Ich bin ein gar so braves Kind aus meiner Zeit.
Ich bin ein erster böser Dichterling
aus dem oft so guten und manchmal auch so bösen
Internet.

© Copyright by Lothar Krist (02.03.2007 von 23.10 – 23.30 in O-Bus und Straßenbahn auf dem Weg ins Smaragd, mein Stammlokal, in dem fast jede Dichternacht beginnt)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.03.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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