Hungki Park

Eigener Herd ist Goldes wert


Sie ist im Süden, nicht allzu weit von Seoul geboren
Als das letzte Mädchen in einer reichen Großfamilie;
Eine verwöhnte, verhätschelte, verzärtelte Prinzessin.
Kannte keine Anstrengung, keinen Schmerz noch Hunger.
Nach der Grund-, Sekundar-, Ober- und Fachhochschule
Arbeitete sie da einige Zeitlang als Kindergärtnerin.
Die Zwanzigjährige führte ein realitätsfremdes Leben,
Bis diese Eitle eines Tages begegnete einem Koreaner.

Der Dreißigjährige wohnte in der Schweiz mit einer Niederlassung,
War eine Vollwaise, studierte Biologie an der Berner Universität,
Angestellt bei einer kleinen pharmazeutischen Firma auf dem Land.
Begütert, in guter Position, besaß bis auf seine Traumfrau alles.
So kam der einsame Junggeselle blindlings hierher voller Hoffnung,
Streckte unmittelbar nach seiner Ankunft überall seine Füller aus,
Zumal er keine Familie, auch entfernten Verwandten, Freund hatt`.
Und ihm für die Suche bloß sieben Wochen Zeit zur Verfügung stand.

Da kam diesem Entwurzelten ein Heiratsbüro zu Hilfe,
Brachte gleich diese zwei Heiratswilligen zusammen,
Die sich auf den ersten Blick ineinander verliebten,
In einer wahren, wonnigen Liebe, Seligkeit wähnten.
Jede Sekunde war ihnen kostbar, rauschhafter Freude.
Die ganze Zeit blieben sie zu zweit, eng beisammen;
Den kurzen Tag und die noch kürzere honigsüße Nacht.
Die beiden Unzertrennlichen galten als ein Traumpaar.

Anfangs fiel der große Altersunterschied nicht ins Gewicht.
Seine Heimat- und Elternlosigkeit keine psychischen Lasten.
Keine Verwandten noch Bezugspersonen nicht von großem Belang.
Seine kulturelle Entwurzelung kein Grund zur Beunruhigung.
Ihre tiefe, leidenschaftliche Liebe war über alles erhaben.
Die dunkle Vergangenheit zählte bei ihr ganz und gar nicht.
Ihr momentanes beglückendes Gefühl stellte in den Schatten
All sein unerfreuliches, bewegtes und mysteriöses Vorleben.

Von Tag zu Tag wurde ihre Gegenliebe leidenschaftlicher, glühender.
Sie konnte das tiefe Glück, das ihr in den Schoß fiel, nicht fassen,
Stellte vor mit Stolz fast allen Bekannten, Nachbarn ihren Liebhaber,
Auf den ziemlich neidisch waren ihre gleichaltrigen Unverheirateten.
Ihre Eltern behandelten ihren Zukünftigen wie einen raren Edelstein.
Ihre vielen Verwandten nahmen ihn stets in Empfang mit offenen Armen,
Obwohl ihnen lieber wäre ein jüngerer Mann mit Geburtsurkunden, Eltern.

Bis jetzt vermißte er gerade diese Aufmerksamkeit, Menschenwärme, -nähe,
Fühlte sich drum bei diesem schmeichlerischen Schwarm pudelwohl, als Held,
Ließ sich im vollen Bewußtsein, Genuß umsorgen, betreuen, bemuttern, pflegen.
Der Liebebedürftige stillte gierig seine Sehnsucht nach der Zärtlichkeit.
Natürlich kostete ihn die psychische Selbstbefriedigung ein Haufen Kohlen,
Denn die Gastfreundlichkeit richtete sich nach der Größe seiner Geschenke.
Gezwungenerweise lebte er auf großem Fuß. So ging ihm bald aus sein Geld;
Da mußte er mit seiner traum(a)haften Schicksalseva zurück in die Schweiz.

Nach seiner Rückkehr war er völlig verwandelt;
Aktiv, temperamentvoll, gesellig und motiviert.
Er erledigte alle Arbeiten mit Freude, Schwung,
Dankbar für jede Kleinigkeit, sein neues Leben.
Über das Wochenende, in Urlaub, an freien Tagen
Reisten die beiden Verliebten mit dem Auto, Zug
In die wohlbekannten Städte, wundervollen Alpen,
Zu seinen engen Landsleuten und Studienkollegen.

Drei Monate lang saß sie glücklich auf ihrem hohen Roß,
Spürte keinen anderen irdischen Wunsch mehr in der Tat,
Als Tag für Tag beisammen zu sein mit dem Auserwählten,
Engumschlungen ihre beseligte Zweisamkeit auszukosten,
Zwar in`nem Milch und Honig fließenden Wohlfahrtstaat,
Was sie öfters las in Schulbüchern und Reiseberichten.
Sie wähnte sich da in einem märchenhaften Königsschloß,
Wo der Kronpornz, die Prinzessin auf Hochzeit warteten.

Aber allmählich öffnete ihr die Augen die nackte Realität.
Das hautnahe Leben war anders als die schönen Lichtbilder,
Weil sie keine Touristin mit einer Kamera um den Hals war,
Die in heller Freude von einem Orte zum anderen pilgerte.
Die meisten Helvetischen verhielten sich abweisend sogar,
Vornehmlich den Fremstämmigen der Dritten Welt gegenüber.
Sie fühlte sich isoliert, körperlich und geistig behindert,
Zumal die Arme noch nicht jene Umgangssprache beherrschte.

Übrigens mochte sie gar nicht die abendländischen Kost.
So nahm diese fast nichts zu sich außer Wasser, Milch,
Magerte zusehends ab, kränkelte, in Bälde bettlägerig,
Nach sieben Monaten da nichts als ein Häufchen Elend.
Wälzte sich im Schlafe, stöhnte, wimmerte und weinte,
Denn ein greulicher Alp lag ihr nachts auf der Brust.
Ihr Liebchen nahm sie jedes Mal zärtlich in die Arme,
Beruhigte, liebkoste dann, sie in den Schlaf wiegend.

Als ein langes Jahr um war, bat sie ihren Verehrer klugerweise,
Der da wegen ihrer schlechten Verfassung Gewissensbisse hatte,
Ihr einen Flugschein hin und zurück, etwas Geld zu beschaffen,
Um sich bei ihrer Familie zu erholen und zu Kräften zu kommen.
Aber sie dachte schon seit langer Zeit nicht an eine Rückreise,
Weil die psychischen, physischen Qualen so unerträglich waren,
Daß sie unter keinen Umständen ihr Heimatland wieder verlassen,
Nach dem hochzivilisierten, technisierten Europa zurück wollte.

Diese selbstgefällige, eitle, narzisstische Landsmännin
Schreckte dann doch auf aus ´nem langen Jungmädchentraum,
Kehrte in tiefer Reue als die verlorene Tochter zurück,
Lernte so schätzen das Eigene, Traditionelle, Schlichte.
Wir besitzen unsere Sprache, Kultur, Sitten, Geschichte,
Müssen sie pflegen, allen zeigen mit Stolz, Bewußtsein.
Wieso nimmt man auf mit Ehrerbietung das Abendländische
Und hänselt, verspottet, verwüstet da das Einheimische?

Seoul, den 5. März 2003, Hungki Park alias Nannophilius

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Seinen wohlverdienten Urlaub hat sich Kommissar Heinz Kelchbrunner anders vorgestellt: Erst stößt er beim Graben in seinem Garten auf menschliche Gebeine, dann beschäftigt ihn ein weitaus aktuellerer Todesfall in seiner freien Zeit: Anna Einarsdóttír wird beim Spaziergang von einem Ast erschlagen – und das ist, wie sich herausstellt, nicht dem stürmischen Wetter geschuldet. Kelchbrunner und seine Kollegin Katharina Juvanic nehmen die Ermittlungen auf. Die Spur führt schließlich nach Island, die Heimat der Toten, und zum geplanten Bau eines Staudammes, der eine wertvolle Naturfläche akut gefährdet. Dass Kelchbrunner von oberster Stelle dorthin beordert wird, um weitere Nachforschungen anzustellen, kommt dem umweltbewussten Kommissar gerade recht. Vielleicht gelingt es ihm, nicht nur Licht ins Dunkel zu bringen, sondern gleichzeitig seine eigenen Schlafstörungen und einen schmerzhaften Verlust zu überwinden. Kaum in Island angekommen, muss er sich jedoch gleich mit störrischen Behörden und verstockten bis feindseligen Einheimischen auseinandersetzen. Es scheint, als sei niemandem hier an der Auflösung des Falles gelegen …

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